Als es Acht Seligkeiten noch nicht gab, feierten Soldaten und Zivilisten in der Füssener Kaserne am Sonntag gemeinsamen den Gottesdienst. Damals dabei: Ein Franziskanerpater, der als junger Mann ein 'Gebirgsjäger und dabei Mulitreiber' war, im Zweiten Weltkrieg bei minus 40 Grad in Russland Wache hielt, verwundet wurde und erst ab 1945 seiner Berufung folgen konnte. Im Franziskanerkloster im Kreis seiner Ordensbrüder feiert Pater Rupert Schillinger heute seinen 90. Geburtstag.
Seinen Gesundheitszustand bezeichnet der Pater, der viele Jahre als Divisionspfarrer und Militärdekan sowie Religionslehrer an einer Berufsschule in München tätig war, als 'zufriedenstellend.' Er lächelt, als er sagt: 'An das Hörgerät im rechten Ohr habe ich mich gewöhnt, das linke ist taub.' Sein Lebensalter ist mit einigen Einschränkungen verbunden, geistig ist Pater Rupert aber noch immer hellwach.
Als Heranwachsenden zeichneten ihn vor allem die Liebe zur Chormusik und ein unmissverständlicher Berufswunsch aus: Pfarrer werden. Durch seine Mutter und einen Verwandten war er früh mit den Franziskanern in Berührung gekommen. Nach seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg ist das Jahr 1945 ein markantes Datum in seinem Lebenslauf. Er wurde Student und startete sein erstes Semester an der Hochschule der Franziskaner in München St.
Anna. Das war im Mai, im September erfolgte der Eintritt ins Noviziat der Franziskaner in Dietfurt.
Die Gemeinschaft war ihm stets besonders wichtig. Das gute Miteinander in 'unserer Gesellschaft geht heute leider immer mehr verloren'. Einen schmerzlichen Einschnitt musste er vor kurzem erleben. 'Ich war immer gern Seelsorger der Schwesterngemeinschaft in Füssen', berichtet er. Das Virginiaheim wurde jedoch aufgelöst. 'Im hohen Alter übernimmt man nicht mehr so schnell eine andere wichtige Aufgabe', sagt Pater Rupert. Vorbereitungen für den Gottesdienst und Aushilfe in der Klosterkirche füllen seine Tage nicht ganz aus. 'Ich habe Muße und kann noch Vieles aufschreiben.'
Dabei erinnert sich der 1950 zum Priester geweihte Franziskaner fröhlich daran, dass er mehr als nur einen Chor gegründet hat, Jugendliche für die geistliche Musik begeistern konnte und nicht zuletzt auch für 'niveauvolle Unterhaltungsabende im Fasching' eigene Sketche schrieb. Dass seine Ernennung zum Geistlichen Rat 1983 erfolgte, wird von ihm dabei ebenso nicht vergessen, wie sein Wirken als Mitglied der Leitung der bayerischen Franziskanerprovinz.