Ausstellung: Roland Breitinger zeigt im Kunstkabinett Kempten Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken

24. Juli 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Peter Schupp

Im Tango-Fieber

Seit mehr als zehn Jahren kann sich der emeritierte Professor der Hochschule Kempten, Roland Breitinger, intensiv seinem künstlerischen Schaffen widmen. 'Rückblick-Überblick' nennt er seine Ausstellung nun im Kunstkabinett Kempten. Breitinger überrascht mit Aquarellen, Zeichnungen und vor allem mit Druckgrafiken. Welche Technik und welche Motive er auch wählt, Roland Breitinger hat sich stets intensiv mit der Thematik und der verwendeten Technik beschäftigt. Eine Vielzahl von Radierungen zu den Themen 'Tango' und 'Bäume' sind zu sehen.

Zu den Tango-Motiven wurde er angeregt durch eine Veranstaltung in der Kemptener Kunstnacht 2011. Dabei zeigt er seine technische und künstlerische Meisterschaft. In zarten luftigen Strichen erscheint das Tanzpaar, das leicht und elegant über die Tanzfläche gleitet. In markanten Strichen ist der Musiker dargestellt, der expressiv die synkopischen, harten Tango-Rhythmen spielt. Es sind herrliche Bildkompositionen mit gelegentlich karikaturhaften Zügen, die vom Einfangen der Bewegung und vom Kontrast leben.

Geheimnisvoll sind dagegen die Radierungen zum Thema Bäume. Es sind Bilder von morbid wirkenden Baumruinen. 'Sie sind abgemagert und reduziert bis auf ihre Humus-Seele', sagt Breitinger.

Die ausdrucksstarken Blätter von hohem grafischem Reiz geben Anlass zu nachdenklichem Betrachten. Ein Thema, das ihn seit längerem beschäftigt, sind Schriften und Schriftzeichen, überwiegend aus der islamisch- arabischen Welt, die er häufig in Farbradierungen festhält. Es gelingt ihm hervorragend, die dekorative Wirkung und die grafische Ästhetik dieser Schriften wiederzugeben. Eine Besonderheit am Rande ist ein Holzschnitt ('Rongorongo') mit Schriftzeichen von den Osterinseln.

Breitinger präsentiert sich zwar vorrangig als 'Drucker', aber eine Serie mit Aquarellen, die eine ganz andere Seite des Künstlers zeigen, darf nicht übersehen werden. In subtiler Lasurttechnik hat er wunderbare abstrakte Aquarelle geschaffen, die es in sich haben. Mit Farbtheorien hat er sich intensiv beschäftigt. Von Goethe über Johannes Itten bis (zum noch lebenden) Harald Küppers, dessen Farbenlehre er schätzt.

Hinter der rein geometrisch-ästhetischen, dekorativen Wirkung verstecken sich spannende Dinge. Die zarten Aquarelle enthalten Geheimnisse über mathematische Zahlenfolgen und den Goldnen Schnitt.

Eine spannende und bereichernde Ausstellung, die die Welt des Druckes, des gemalten Bildes, der Gegenständlichkeit und der Abstraktion eindrucksvoll vereint.

Die Ausstellung im Kunstkabinett Kempten läuft bis zum 19. August (geöffnet Dienstag, Donnerstag und Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag, 11 bis 16 Uhr.