Ein Schelm ist er, dieser Ignaz Netzer. Seine pfiffigen Ansagen im vollbesetzten Stift halten das Publikum fast ebenso bei Laune wie sein Gitarrespiel, sein Blues-Gesang und seine Bluesharp-Künste. Und wenn neben ihm noch Piano Man Thomas Scheytt als kreativer Partner, Begleiter und Solist sitzt, dann ist der Abend vollends gerettet.
'Wir spielen jetzt 26 Jahre zusammen', sagt Netzer vor einem Klaviersolo Scheytts aus dem New Orleans der Zwanziger Jahre, 'und ich hab 25 Jahre gebraucht, ihn zu überzeugen, dass ich da mitspielen darf – unter der Bedingung, dass man nichts von mir hört, bei 25 Prozent Anteil an der Abendgage …'
Aber die 'Rache' für das fulminante Solo Scheytts folgt auf dem Fuße: Netzer streift sich das magische Metallröhrchen über den kleinen Finger, den 'Bottle Neck', und erzeugt mit Slide-Technik unerhörte Gitarrentöne. Da seufzen, greinen, schluchzen die Blue Notes bis in die höchsten Höhen hinauf, da knallen die stählernen Saiten in den schwarz-kehligen, rauen Bluesgesang hinein.
Den 'Jumping Man Blues' hat ein Schwarzer namens Blind Blake zuerst gesungen. 'Der kommt aus Florida', sagt Netzer, 'da gibt’s wenige Blues Men, da ist’s zu schön. Ich wohn’ im Großraum Heilbronn, da gibt’s ziemlich viele davon …'
Mit dem Boogie-Klassiker 'Let The Good Times Roll!' neigt sich die Blues-Nacht dem Ende zu. Scheytts Übersetzung dieses Titels: 'Lass die Sau raus!' Ja, das gelingt am Ende sogar den unentwegten Marschklatschern im Publikum, die jetzt, beim angesagten 'musikalischen Intelligenztest', diese rhythmische Leibesübung bluesgerecht auf die Zwei und die Vier klopfen.