Grüne: Podiumsdiskussion in Marktoberdorf befasst sich mit kommunaler Energiepolitik

5. März 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Kornelia Hieber

Investitionssicherheit nötig

Zielvorgaben für erneuerbare Energien gibt es zuhauf: Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht eine Senkung der Treibhausgase um 40 Prozent vor, das Bayerische Energiekonzept von 2011 fordert 'Weg vom Öl und weg vom Atom'. Der Landkreis hat sich in seiner Klimaschutzresolution vorgenommen, schon bald 50 Prozent erneuerbare Energien einzusetzen mit dem langfristigen Ziel eines 100-prozentigen Umstiegs. In einer von Bündnis 90/die Grünen organisierten Podiumsdiskussion, die Axel Maaß moderierte, ging es darum, wie weit die Energiewende vor Ort gediehen ist, wo noch Handlungsbedarf besteht und was die Politik an Hausaufgaben zu erledigen hat, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen.

Hohes Einsparpotenzial

Richard Siegert leitet in der Stadtverwaltung das 'Gebäude- und Energiemanagement'. Er zeigte auf, welche energetischen Maßnahmen die Stadt bereits durchgeführt hat, wie viel Strom- und Wärmeenergie dadurch schon eingespart werden konnten. Er kündigte an, dass die Stadt ein integriertes Klimaschutzkonzept beantragen werde (und dafür auch bereits eine Zuschusszusage hat), für welches das neue Sachgebiet die Vorarbeiten leistet.

Frank Backowies von den VWEW verwies darauf, dass dieses kommunale Unternehmen die Windkraft in der Region voranbringen will. Die VWEW würden gerne Bürgerwindräder bauen und betreiben. Sie seien dabei, vielversprechende Standorte zu sichern und Gutachten einzuholen. Die dezentrale Energieerzeugung und Speicherung beim Kunden, zum Beispiel in Blockheizkraftwerken, soll gefördert werden.

Durch vielfältige Projekte und Beteiligungen soll der Anteil der erneuerbaren Energien gesteigert werden. Michael Joukov, Grünen-Stadtrat in Ulm und Aufsichtsrat der dortigen Stadtwerke zeigte, wie eine 'Großstadt' die Energiewende angegangen sei und was davon Vorbild für eine Stadt wie Marktoberdorf sein könnte.

Viele Fragen an die Referenten

In der Diskussion ging es auch darum, dass die Jugend in den Schulen für die Energiewende sensibilisiert werden sollte. Wie Bürgerbeteiligung für Windkraft aussehen könnte, fragte ein Zuhörer: Das könnten Genossenschaften oder Kommanditgesellschaften sein, antwortete Backowies. Wann es flexible Stromtarife für eine intelligente Laststeuerung geben wird, wurde gefragt. Das sei für Privathaushalte sehr schwierig, gab Backowies zu.

Die VWEW seien jedoch Projektpartner des Fraunhofer Instituts in der Frage, wie die Industrie ihre Produktion lastabhängig beeinflussen könnte.

Abschließend durfte das Podium noch seine Wünsche an die Politik äußern: Investitionssicherheit bei energetischen Maßnahmen forderten Joukov und Backowies einvernehmlich, auch in Anspielung an die kurzfristig von der Bundesregierung verkündete massive Kürzung der Solarstromvergütung. Siegert wünschte sich ausreichende finanzielle Mittel und Personalressourcen für die notwendigen Maßnahmen. Er appellierte an den Landkreis, das integrierte Klimakonzept für das ganze Ostallgäu zu forcieren und die Landkreisstädte mit einzubeziehen. Dass die Bürger, Grundbesitzer und Kapitalgeber mit ins Boot 'Energiewende' einsteigen, war allen ein Anliegen.