Die einen sagen, es sei ein Staubsauger, andere sprechen von Klospülung. Vielleicht ist es auch ein Auspuff mit Pferdefuß. Wer die Plastiken von Elisabeth Bader benennen will, tut sich schwer. An irgendwas erinnern sie. Aber an was? Was saugen sie an, was pusten sie aus?
Vermutlich sind alle Einordnungsversuche völlig überflüssig. Elisabeth Bader stellt schlicht und einfach Objekte her, die ihrer Fantasie entspringen. Irgendeine bekannte Form mag ihnen zugrunde liegen. Aber letztendlich sind sie abstrakt. Was nicht heißt, dass sie bezuglos sind, oder gar belanglos. Der 'Druckwegspüler' beispielsweise, der gerade in Buxheim zu sehen ist, spiegelt einen psychischen Zustand der Künstlerin. 'Wie der Name sagt: Das Ding soll Druck wegspülen', sagt Bader.
Wenn es den Titel 'Allgäuer Künstlerin der Stunde' gäbe, dann erhielte ihn wohl Elisabeth Bader.
Die 33-Jährige, die aus Betzigau stammt, derzeit in Augsburg lebt und wegen ihres Lebenspartners Christian Hof regelmäßig in Kempten ist, hat in den letzten Jahren nicht nur einige Kunstpreise gewonnen (zuletzt jenen der 'Skulptura 12' der Gemeinde Buxheim/Unterallgäu). Sie drückte in den vergangenen Monaten auch zwei Ausstellungen in Kempten ihren Stempel auf: der Schau 'raumzeit' im Hofgartensaal' der Residenz und einer Sammelausstellung der Berufsverbandes Bildender Künstler in der Kunsthalle.
Ihre Plastiken sind so ganz anders. Skurril und schräg, bisweilen nachdenklich. Mal wirken sie schwer, mal leicht. Ohne einen Raum wären sie meist nicht denkbar. Sie docken an den Boden an oder an die Wand. Und sie verweisen oft auf etwas, das nicht sichtbar ist. Ein Rätsel oder ein Geheimnis – quasi die vierte Dimension ihrer dreidimensionalen Arbeiten. Damit hebt sie sich von vielen ihrer Künstlerkollegen in der Region ab.

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Sie unterscheidet sich aber auch von den meisten bei der Wahl des Materials. Elisabeth Bader arbeitet mit Papier. Mit Leim und Kleister formt sie es, mischt oft Draht dazu oder Nägel. 'Ich mag Papier gern', sagt sie.
'Die Haptik, die Geräusche.' Es lasse sich vielfältig und flexibel verarbeiten. Und es hat eigene Gesetze, die man nur durch jahrelange Beschäftigung erkunden könne.
Bader formuliert das so: 'Papier hat viele Geheimnisse. Die will ich ausreizen.'
'Ich mache nur, wonach mir ist'
Elisabeth Bader tut das mit Leidenschaft und absoluter Konsequenz. Jede freie Minute steht sie in ihrem Atelier in Augsburg, um zu produzieren. Zehn Stunden pro Woche arbeitet sie in ihrem erlernten Beruf als Kunsterzieherin – um sich mit dem 'Grundgehalt' einen gewissen Standard zu sichern. Denn die Verkäufe reichen nirgends hin. Ihre Arbeiten eignen sich nicht für Wohnzimmer. 'Manchmal muss ich mir anhören: Mach doch mal was Hübsches. Aber danach ist mir nicht. Ich mache nur, wonach mir ist.'
Diese Radikalität traute sie sich 1997 nach dem Abitur am Allgäu-Gymnasium Kempten nicht zu. Alle hätten ihr abgeraten, Kunst zu studieren. Deshalb wählte sie zunächst Sonder- und Gehörlosenpädagogik, dann Kunstpädagogik. Parallel dazu arbeitete sie künstlerisch, probierte alle möglichen Techniken aus. 2004 ging sie nach Madrid, um sich noch intensiver der Kunst zu widmen.
Wie die meisten sensiblen Künstler beschleichen auch Elisabeth Bader bisweilen Zweifel, ob sie auf dem richtigen Weg ist. 'Es gibt Tage, da will ich alles im Fluss versenken', sagt sie. 'Aber was tue ich dann? Lehrer sein für immer?' Auf diese Frage gibt es für sie nur eine Antwort: 'Für mich ist essenziell, dass ich immer ich bin.'
Ausstellung Arbeiten von Elisabeth Bader sind noch bis zum 24. Juni in der Kartause Buxheim zu sehen (täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr).