Der Landkreis Ostallgäu will all seine Einrichtungen möglichst bald mit 100 Prozent regenerativen Strom versorgen. Um seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden, lässt sich dies der Landkreis rund 10 500 Euro pro Jahr kosten. Die Initiative dazu hatten die Grünen ergriffen. Der einstimmige Beschluss im Kreisausschuss geht sogar über diese Forderung hinaus, da der Landkreis sofort über einen Wechsel zu Ökostrom verhandelt.
Bereits im Juni hatten die Grünen vor dem Hintergrund des Atomausstiegs ihren Antrag gestellt und darauf verwiesen, dass auch der Freistaat Bayern auf regenerativen Strom umstellt, der Bundestag Ökostrom bezieht und einige Städte und Kreise diesen Schritt vollzogen haben. Im Kreisausschuss erinnerte Fraktionssprecher Hubert Endhardt daran, dass das Ostallgäu damit auch dem Ziel seiner Klimaresolution von 2009 folge. Er kritisierte, dass man seither noch Verträge für konventionellen Strom abgeschlossen habe. Unstrittig war der Stromwechsel auch für Landrat Johann Fleschhut. Die 'guten und richtigen Überlegungen' der Grünen sollten aber schon vor Vertragsablauf Ende 2013 umgesetzt werden. Über die Gespräche mit den Energieversorgern informierte Bernhard Angerer vom Bauamt.
Demnach wurden die Verträge unter günstigen Bedingungen 2009 und 2010 abgeschlossen. Aufgrund der großen Abnahme müsse ab 2014 europaweit ausgeschrieben werden. Insgesamt gab der Kreis 2010 für rund 2,34 Millionen Kilowattstunden 428 000 Euro aus. Die Teuerung von 10 500 Euro entspräche 2,5 Prozent.
Die Kreisräte begrüßten die Vorschläge. Josef Schweinberger (CSU) empfahl, vorrangig noch mehr Solarstrom auf den Dächern von Landkreisgebäuden zu produzieren und selbst zu nutzen. Endhardt möchte mit dem Antrag auch die 'Sklavenhaltung des E-Werks Reutte' aufbrechen. Das Unternehmen mit Sitz in Österreich verbiete nämlich im deutschen Versorgungsgebiet den Wechsel zu einem deutschen Ökostromanbieter. Der Wechsel zu einem österreichischen Ökoanbieter werde aber mit dem Hinweis auf das deutsche Versorgungsgebiet verweigert.
Seine Beschwerde gegen diese Blockade im liberalisierten Strommarkt sei inzwischen schon bei der Europäischen Kommission anhängig. Vor diesem Hintergrund sei es auffallend, dass das EWR mit seinen Wasserkraftwerken pro Kilowattstunde Ökostrom 1,19 Cent Aufpreis verlange, während die deutschen Anbieter nur 0,24 bis 0,73 Cent Zuschlag fordern.
Ein grünlicher Anstrich allein, wie ihn derzeit die neuen Strommasten zwischen Bidingen und Biessenhofen erhalten, genügt nicht. Echter Ökostrom aus Wasserkraft, Sonnenenergie oder von Windrädern muss zertifiziert sein. Foto: Vitalis Held