Zur Zukunft des Standortes Sonthofen bei der neuen Bundeswehr-Reform sagt Oberst Ulrich Kirsch nichts. Schließlich ist er Vorsitzender des gesamten Deutschen Bundeswehr-Verbandes, auch wenn er vor Ort lebt.
Doch gibt es zwei Aussagen, die Hoffnung machen: Kirsch erwartet, dass die Bedeutung der ABC-Abwehr weiter steigt; und dieses Feld ist eben mit der ABC- und Selbstschutzschule in Sonthofen angesiedelt. Zudem sei die Bundeswehr mehr denn je auf Präsenz in der Fläche angewiesen - besonders an schönen Standorten.
Letzteres hängt mit dem Wegfall der Wehrpflicht zusammen. Aktuell ist die Zahl von jährlich bis zu 15000 Freiwilligen im Kurzwehrdienst bei Weitem nicht erreicht. Daher bedarf es für Kirsch neben dem erhöhten Salär auch immaterieller Anreize. Doch eben da fehle es. Für die Bundeswehr als Arbeitgeber sei es interessant, attraktive Standorte zu haben, bei denen etwa der Wohnungsmarkt und die Rahmenbedingungen für Familien (wie Kinderbetreuung und Schulangebot) passen. Der Werbeslogan "Tu was für dein Land" allein reiche jedenfalls nicht.
Warnung vor Bindungsverlust
Bereits jetzt beklagt Kirsch den Bindungsverlust zwischen Streitkräften und Gesellschaft. Und warnt: Ein Ausdünnen der Standorte verschärfe die Situation. Zudem fragten sich immer mehr Soldaten, was sie noch glauben sollen. Es gebe selbst auf Ebene hoher Leistungsträger der Armee zunehmenden Vertrauensverlust: "Bei der Reform hat die Politik ein größer werdendes Glaubwürdigkeitsproblem."
Nicht per Knopfdruck verkleinern
Gewiss sei die Bundeswehr-Reform eine Chance, zu zukunftsfähigen, maßgeschneiderten Streitkräften zu kommen. Doch der Schlüssel zum Erfolg ist laut Kirsch der Verteidigungshaushalt. Zum einen lasse sich ein Personalkörper von 350000 Menschen nicht per Knopfdruck verkleinern. Zum anderen sei der Strukturumbau kostspielig.
Ob Vergrößerung oder Auflösung von Standorten und Truppenteilen, Investitionen in die Infrastruktur oder tausendfache Versetzungen durch die Republik - alles koste Geld.
Werde der Verteidigungsetat nicht um eine ordentliche Anschubfinanzierung aufgestockt und auch mittelfristig seriös ausgestattet, so Kirsch, reiche das Geld nicht für angemessene 185000 Soldaten, sondern vielleicht für 110000 oder 120000. Wer aber solche Pläne verfolge, marginalisiere die Streitkräfte zur kostengünstigen Minitruppe.