Einen Gasthof "zur Grenze" gibt es kurz vor den Toren von Isny seit dem Mittelalter. Die Geschichte könnte kaum wechselvoller sein. Gleich zweimal ist das Anwesen im vorigen Jahrhundert abgebrannt und war für einige Jahre sogar Zollstation, als der Landkreis Lindau nach dem 2. Weltkrieg einen Sonderstatus zwischen Bayern und Baden-Württemberg besaß. Denn genau am Grenzverlauf der beiden Bundesländer steht auch das heutige Landhotel.
Das Gebäude ist bayerisch, die Parkplätze davor liegen auf württembergischen Grund. Bis 1806 verlief hier die Grenze zwischen Württemberg und Österreich. Zugleich war das Gebäude aber auch ein Bauernhof mit angegliederter Gastwirtschaft. Errichtet auf dem habsburgerischen Grund kam sie 1806 mit der Gemeinde Maierhöfen zu Bayern. 1933 brannte die historische "Grenze" ab. Das dann errichtete Gebäude hatte eine Besonderheit zu bieten: Mitten durch den Wirtschaftsteil verlief die Grenze zwischen Bayern und Württemberg.
Ab den 1960er Jahren spielte hier der Tourismus eine immer größere Rolle. Der Saal im Obergeschoss wurde zu Gästezimmern umgebaut. Und mit den Kurgästen aus dem nahen Neutrauchburg wurde eine neue Zielgruppe gefunden. Sie wurden mit dem eigens angeschafften Bus in den Kliniken abgeholt und rechtzeitig wieder zurückgebracht.
An diesem Konzept änderte sich auch nach dem erneuten Großbrand nichts. 1983 brannte die "Grenze" nämlich ein zweites Mal ab.
Wenige Jahre nach dem Bau des heute noch bestehenden Gebäudes erwarb Kai Fiederer das Haus und betrieb es 13 Jahre lang. Die Gästezimmer wurden modernisiert, das Haus mit Dachgaupen versehen, so dass nun Übernachtungen eine größere Rolle spielten. Vor fünf Jahren haben Hannelore und Georg Rainer die Traditionswirtschaft als Pächter übernommen. "Manch ein Gast fragt, ob er denn schon in Österreich sei", schmunzelt Hannelore Rainer. Von einer Grenze ist nämlich kaum etwas zu sehen. Wären da nicht die Landesfahnen auf dem Parkplatz des Landhotels, würde nichts auf den Wechsel von Baden-Württemberg nach Bayern aufmerksam machen.
Eine Haube im Restaurantführer
An der nahen Staatsstraße macht kein Schild darauf aufmerksam. Im Alltag spielt sie aber durchaus eine Rolle: So besitzt die "Grenze" zwar eine Postanschrift im bayerischen Maierhöfen, ist aber an das Telefonnetz des nur knapp zwei Kilometer entfernten Isny in Baden-Württemberg angeschlossen. "Das hat durchaus seinen Vorteil, denn so können wir unseren Gästen schnelles Internet bieten", erklärt Georg Rainer.
Denn als Gäste kommen immer häufiger auch Geschäftsleute. Für sie steht ein 30 Personen fassender Konferenzraum zur Verfügung. Manch eine Tagung fand schon in der "Grenze" statt. Im Restaurant können auch Hochzeiten und andere Familienfeste gefeiert werden. Rund 100 Plätze gibt es hier. Auf Massentourismus ist das von den Rainers aus Kempten mitgebrachte Konzept aber nicht ausgelegt.
Schon dort führten sie 19 Jahre ein Gourmet-Restaurant und brachten ihre Spezialitäten, aber auch viele Stammgäste mit ins Westallgäu.
Im "Gault Millau"-Restaurantführer wird die "Grenze" mit Chefkoch Georg Rainer mit einer "Haube" empfohlen. Viele Gäste kommen, um sich ein "Wellness-Wochenende" zu gönnen. 14 Zimmer stehen bereit. Verschiedene Feinschmecker-Menüs stehen auf der Speisekarte, im Winter gibt es Käse- und Fleisch-Fondue-Abende und jeden Samstag ein Candlelight-Dinner. In der Küche setzt Rainer auf Frische: "Gewürzmischungen setzen wir nicht ein". Musik spielt eine große Rolle: So gibt es Jazz-Abende ebenso wie klassische Konzerte und Stubenmusik zur Adventszeit.
Schwierig waren die ersten Jahre nach dem Pächterwechsel. Zeitweise war die "Grenze" durch den Neubau der Staatsstraße vollständig abgeschnitten, wochenlang nur über eine provisorische Zufahrt zu erreichen. (owi)