Der Glasturm, den der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor als neues Stadttor für Isny entworfen hat, kann gebaut werden - zumindest unter technischem Aspekt. Das ist das Ergebnis eines Expertengesprächs am Montag. Bei der Pressekonferenz, die auch von etwa 25 Bürgerinnen und Bürgern verfolgt wurde, machten die Ingenieure und Techniker deutlich, dass sie höchst interessiert sind an der Realisierung des ehrgeizigen Projekts.
Die Dimensionen des von Peter Zumthor entworfenen Turms sind gewaltig: 30 Meter hoch soll er werden, die Wände etwa 50 Zentimeter stark, gemauert aus schätzungsweise 250.000 Glasziegeln. Ein solches Gebäude gibt es weltweit noch nicht. Deshalb haben verschiedene Fachleute parallel zur Vorentwurfsplanung technische Fragen gestellt und Untersuchungen durchgeführt.
Statik: Der Züricher Ingenieur Professor Joseph Schwartz sagte, Klinkerstein komme in seinen Eigenschaften den Glassteinen am nächsten. Versuchstechnisch sei ermittelt worden: "Wir liegen mit der Druckfestigkeit wie bei mittlerem Beton." Schwartz nannte als Vergleichsbeispiel die Backsteinschlote alter Industrieanlagen.
Eine zusätzliche Herausforderung des Zumthor-Baus - nämlich, dass er nach oben breiter wird - sei durch Drähte und Kabel zu bewältigen, die innen verbaut würden und eine zusätzliche Standfestigkeit bewirken. "Das ist ein übliches Verfahren", so Schwartz.
Die wichtigste Frage sei gewesen, ob Glassteine mit Mörtel überhaupt eine Verbindung eingehen. Diese könne mit Ja beantwortet werden. Als Fundament sei für das mehrere Tausend Tonnen schwere Bauwerk eine Pfahlgründung notwendig.
Energiekonzept: Ingenieur Matthias Schuler von der Transsolar Energietchnik GmbH in Stuttgart äußerte die Hoffnung, dass das Glastor als CO2-neutrales Gebäude konzipiert werden könnte. Das Baumaterial selbst habe den heute üblichen Dämmwert. Wenn die Glaswände durch intensive Sonneneinstrahlung mehr Wärme als nötig aufnehmen, soll diese über Kunststoffrohre ins Erdreich abgeleitet werden.
Hier dienen die Fundamente als Finger einer Art Wärmepumpe, die im Winter die gespeicherte Wärme in das Gebäude zurückbringt. Auf dem Dach sollen Photovoltaik-Module angebracht werden.
Material: Die Firma Schott AG in Mainz hat den Baustoff für das einzige Bauwerk hergestellt, das ansatzweise vergleichbar mit dem Isnyer Turm ist: ein Mahnmal für die Opfer des Terroranschlags in Madrid. Hier wurde aus 15.000 Glas-steinen ein 14 Meter hohes Gebäude errichtet, allerdings verklebt, nicht gemauert. Beim Gießen der Steine, so Oliver Baumann von der Schott AG, könnten viele Materialeigenschaften, etwa die Wärmeausdehnung, genau festgelegt werden.