Wer sich am morgigen Samstag mit dem Autokran in luftige Höhe bringen lässt, der erlebt einmal einen ganz anderen Blick auf Marktoberdorf – und auf das Stahlcenter von Atterer. Es ist nach wie vor auf Wachstumskurs und bildet das wichtigste Standbein des Marktoberdorfer Traditionsunternehmens. Dieses feiert am 1. Oktober mit einem großen Fest sein 125-jähriges Bestehen.
Firmengründer Anton Atterer war mit seiner Frau Theresia Melder nach München gezogen, wo er als Kunstschmied sein Geld verdiente. Doch schon bald plagte seine Frau das Heimweh. So zogen Atterers zurück nach Oberdorf und kauften ein Haus in der Eberle-Kögl-Straße, das sich zum Stammhaus einer heute in Deutschland und im angrenzenden Ausland tätigen Firma mit über 110 Mitarbeitern entwickeln sollte.
Petroleum für alle Laternen
Atterer handelte mit Eisenwaren und Möbeln – trieb aber auch als finanzielle Absicherung eine Landwirtschaft um. Doch das Geschäft florierte. Kohlen kamen ebenso ins Sortiment wie Petroleum, mit der alle Laternen des Marktes betrieben wurden. Atterer erweiterte.
Die Jahre in München hatten Atterer geprägt und aufgeschlossen gemacht für Neues. So baute er in Balteratsried ein Elektrizitätswerk, verkaufte es aber einige Jahre später für einen Rucksack voller Geld. Als er damit Oberdorf erreichte, konnte er damit nur noch ein Paar Schuhe erstehen. Es herrschte Inflation.
1920 übergab Anton Atterer den Betrieb an Matthias, einen seiner Söhne. Während der Wanderjahre als Spenglergeselle hatte dieser viel Neues kennengelernt. Gemeinsam mit seiner Frau Franziska und Tochter Theresia meisterte er auch schwierige Zeiten. Als die Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg wieder durchstartete, lieferte Atterer viele der benötigten Waren.
Deshalb ist laut Festschrift bis heute die Maxime allen Handelns die Frage: 'Was können wir für Sie tun?' Atterer vergrößerte das Geschäft, kaufte den ersten Lastwagen.
1954 starb Matthias Atterer, seine Tochter Theresia und ihr Mann Hans Wachter, eigentlich Lehrer, übernahmen die Verantwortung. Und wie in den Generationen zuvor erweiterten sie das Sortiment und brauchten dafür Platz, vor allem seitdem sie auch mit Stahl handelten und ihn nach Kundenwünschen in Form brachten.
Arbeitsplätze sichern
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft stieg Sohn Andreas Wachter ins Unternehmen ein. Auch er will sich an die Vorgabe von Anton Atterer halten: Mut und Pioniergeist zeigen, fußend auf einem soliden Fundament. Wachter: 'Deshalb wurden die Gewinne stets investiert, sei es in Maschinen, Fuhrpark und Gebäude.' Denn 'nur ein gut wirtschaftendes und fortschrittliches Unternehmen kann langfristig Arbeitsplätze sichern'.
Im Stammhaus mit seinem diversen Abteilungen zeichnet seine Frau Petra verantwortlich, wobei auch seine Mutter gern mit anpackt. So wahrscheinlich auch am Samstag, wenn 'Kochen und Schenken' um den Bereich Feinkost erweitert wird. 'Wir wollen das Schenken für den Kunden noch attraktiver gestalten', sagt er.
Heute gliedert sich das Unternehmen in die Geschäftszweige Werkcenter, Stahlcenter, Brennstoffe, Holz-Spezl, Gartenmöbel, Ofengalerie sowie Kochen und Schenken.
Angesichts dessen bleibt Wachter kaum Zeit zum Entspannen. Und wenn, dann radelt er oder wandert in den Bergen, besucht Fußballspiele des TSV Marktoberdorf oder des FC Bayern, spielt im Winter Eishockey und engagiert sich im Stadtrat. Doch meist kreisen die Gedanken ums Geschäft. Sie umzusetzen und erfolgreich zu betreiben, nennt er als Triebfeder. Kein Wunder also, dass er etwa mit Blick auf das Stahlcenter sagt: 'Die letzte Halle ist noch nicht gebaut.'