Die globale Krise beutelt derzeit auch die heimische Wirtschaft. Gehen die Absatzzahlen in der Milchwirtschaft weiter zurück, kann auch hier der Bedarf an Arbeitskräften nachlassen. Für die 36 Absolventen der Molkereischule Kempten, die nach dreijähriger Ausbildung die Prüfung als Molkereifacharbeiter (Mofa) bestanden, treffe diese Analyse, zeigte sich Schulleiter Johann Peschek optimistisch, aber noch nicht zu.
Ein triftiger Grund, den Fokus der Festrede des Schulleiters der Kemptener Molkereischule heuer auf das Thema Krise zu lenken, liege auch darin, dass immer mehr Wirtschaftszweige "nach Stützungsmaßnahmen durch die öffentliche Hand" rufen. Der Staat sei aber bereits mit der Rettung maroder Banken überfordert, die "unglaubliche und unvorstellbar hohe Summen" benötigten. Anderen, unter ihnen die Milchwirtschaft, bleibe nur übrig, sich dem Marktgeschehen zu stellen. Besonders hart treffe das derzeit die Milchbauern: "Zuviel Milch bei geringerem Absatz."
Die 1984 eingeführte Milchmengenregelung werde auslaufen, die Politik könne die derzeitige Tiefpreisphase bei den Milchpreisen nicht ausgleichen, betonte Peschek: "Die Logik sagt, dass bei verringerten Absatzzahlen weniger Verarbeitungspersonal benötigt wird. Deshalb ist es wichtig, dass sie beweglich bleiben." Nehme allerdings die Bearbeitungstiefe in der Produktion zu, werde mehr Personal benötigt.
Aus dem Wissen, dass in den vergangenen 20 Jahren trotz Rationalisierung der Fachkräftebedarf in der Molkereiwirtschaft nicht gesunken sei, leitet Peschek seinen Optimismus her, dass die frischgebackenen Molkereifachleute eine Chance haben, "ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auch anzuwenden."
"Durchschnittlicher Jahrgang"
Zum erfolgreichen Abschluss gab es Glückwünsche aus der Region. Claudia Gschwind betonte im Namen des Landkreises Oberallgäu: "Wissen ist unabhängig von Finanzkrisen und Aktienkursen." Kemptens Stadtrat und Milchbauer Richard Hiepp hoffte, dass sich "unsere Milchwerke nie mit dem Thema Analogkäse beschäftigen" und Josef Zengerle, Vorsitzender des Milchwirtschaftlichen Vereins, bedauerte, dass Molkereien "in der Milch ertrinken" und einzelne in der Folge bereits vor dem Aus stünden.
Insgesamt sprach Schulleiter Peschek von einem "durchschnittlichen Jahrgang" (Durchschnittsnote 3,07). Von den 40 Prüflingen bestanden 36 - ebenfalls Durchschnitt. Jahrgangsbester war Günther Gaßner (Molkerei Müller, Aretsried) mit einem Notenschnitt von 1,55.