Es gibt wohl kaum einen Westallgäuer, der nicht schon mindestens einmal eine Radtour nach Malleichen unternommen hat. Die dortige Badwirtschaft zieht an warmen Sommertagen bis zu 500 Gäste an. Seit einigen Jahren ist Susann Maurus als Pächterin die Malleichen-Wirtin und setzt bewusst auf Tradition.
Idyllisch ist die Badwirtschaft Malleichen umrahmt. Wiesen, Wälder, die Argen und der Marktobelbach bilden die Kulisse für das traditionsreiche Wirtshaus. Schon vor über 400 Jahren gab es hier eine "Schildwirtschaft" zum Essen und Übernachten. Als später eine Quelle entdeckt wird, wird daraus eine Badwirtschaft. Bis 1933 sind Schwefelbäder in fünf Zinkwannen möglich. "Vor allem wohlhabende Bürger kamen zum Baden in ihren Pferdekutschen hierher", erzählt Susann Maurus. 1933 lohnt der Betrieb nicht mehr, denn immer mehr Wohnungen und Häuser verfügen über ein eigenes Bad. Dennoch hätte sie die Quelle wieder gefasst und einen Brunnen mit dessen Wasser aufgestellt, als sie 2005 als Pächterin nach Malleichen kam, berichtet Susann Maurus. Immerhin wurde dem Wasser einst eine "Stärkung der Manneskraft" nachgesagt.
Doch dazu ist es nicht gekommen - nicht zuletzt aktuelle Wasserschutzvorschriften sprachen dagegen.
Mit ihrem Wirtshaus-Konzept will Susann Maurus anknüpfen an alte Traditionen. Vor allem Babett Natterer hat Malleichen über viele Jahrzehnte geprägt. Damals hatte ein Besuch in der Badwirtschaft einen gewissen "Kultstatus". Am letzten Schultag kamen regelmäßig die Lehrer aus der Umgebung zur Einkehr und am 1. Mai ging ein Ausflug traditionell nach Malleichen. Nach dem Tod von Babett Natterer ging die Badwirtschaft in den Besitz der Meckatzer Brauerei über, die schon seit 1890 das Bier liefert. Als 16-Jährige hat Susann Maurus bereits hier ausgeholfen und "Feuer gefangen".
So hängte sie ihren erlernten Beruf an den Nagel, als 2005 die Möglichkeit bestand, die Wirtschaft zu pachten. Acht Monate im Jahr ist sie ohne Ruhetag geöffnet. Zwei festangestellte Mitarbeiter und ein Dutzend Aushilfen beschäftigt Susann Maurus. Im Biergarten können bis zu 150 Gäste Platz nehmen.
Zur Malleichen-Tradition gehört nicht nur der Biergarten - auch die Kegelbahn ist "Kult". "Mancher Gast hat schon erzählt, dass er hier in seiner Kindheit für 50 Pfennig und ein paar Wienerle die Kegel aufstellte", erzählt Susann Maurus. Das Entstehungsjahr der Kegelbahn konnte sie bislang nicht recherchieren, doch "80 bis 90 Jahre alt ist sie bestimmt schon".
Neben der Bewahrung alter Traditionen will Susann Maurus auch Neues etablieren. So fand erst vor wenigen Tagen ein Sommerfest mit Open-Air-Konzert statt. Auch Aufführungen des eigenen Puppentheaters und ein Neuseelandtreffen finden sich im Jahresprogramm.