Hinter vorgehaltener Hand war in der Stadt in den vergangenen Jahren immer wieder von "der großen Erbschaft" gesprochen worden. Die steinreiche Käthe Mendes hatte sich nach einem turbulenten Leben 1991 in Kaufbeuren zur Ruhe gesetzt und zum Ende ihrer Tage hin in einer bescheidenen Parterrewohnung am Bleichanger gewohnt. Das Wohl der älteren Menschen lag ihr offenkundig sehr am Herzen, denn per Testament verfügte sie, dass ihr auf rund 17 Millionen Euro geschätztes Vermögen der Seniorenarbeit in Kaufbeuren zur Verfügung gestellt werden sollte.
Eine ganze Reihe von Menschen hatte sich in Kaufbeuren um die ältere Dame bemüht. Nicht bei allen geschah das immer ganz uneigennützig. Einige kassierten gar Strafbefehle. Zudem entstanden, als Mendes schon an Demenz litt, eine Reihe weiterer Testamente. Jahrelang war dann gerichtlich untersucht worden, welche der Testamente denn nun gültig seien. Renommierte Psychiater wurden damit etwa befasst. Inzwischen liegt der Stadt Kaufbeuren der gültige Erbschein vor, wie Referatsleiter Markus Pferner mitteilte. Mit erfreulichen Konsequenzen für die Allgemeinheit. Denn sieben bis acht Millionen Euro kommen jeweils der von der Stadt verwalteten katholischen Hospitalstiftung und dem evangelischen Espachstift zugute. Erstere betreibt das Altenheim im Gartenweg, letztere das gleichnamige Heim an der Schnelle.
Keine konkreten Gedanken
Was soll nun mit dem vielen Geld geschehen? Bei der Hospitalstiftung hatte man sich darüber bisher noch keine konkreten Gedanken gemacht. Aus gutem Grund: Viele Erbsachen können sich, vor allem, wenn es sich, wie in diesem Fall, um große Beträge dreht, teils Jahrzehnte hinziehen. Laut Pferner werden nun Projekte überlegt, die mit dem Seniorenbeirat und der Arbeitsgemeinschaft für soziale Angelegenheiten abgestimmt werden. Später muss auch noch der Verwaltungsausschuss der Stadt damit befasst werden. >, so Pferner. Nämlich der Betrieb von Altenheimen, die Förderung der Seniorenarbeit und die Schaffung seniorengerechten Wohnraums. Möglich sei, dass die sieben bis acht Millionen Euro in den Grundstock der Hospitalstiftung fließen.
Darin befinden sich derzeit 3,1 Millionen Euro Geldvermögen, hinzu kommen Einkünfte aus Grundstücksvermögen. Die Zustiftung wäre also erheblich, die Stiftung könnte jedes Jahr wesentlich höhere Beträge als bisher ausschütten. Mit dem Geld wird der Betrieb des Altenheimes gesichert. Nicht möglich ist es, das Geld von Käthe Mendes einfach auszugeben. Es muss erhalten bleiben. Die Alternative wäre nur, die Millionen ganz oder teilweise in Grund- und Wohneigentum zu stecken (weil der Wert dann erhalten bliebe).
Letzteren Weg geht das Espachstift, so Kuratoriumsvorsitzender Ernst Schönhaar.
Die evangelische Stiftungsaufsicht Ansbach habe bereits zugestimmt, dass die Mittel der Verstorbenen für das Projekt Betreutes Wohnen, eine Erweiterung des Espachstiftes für rund 11,5 Millionen Euro (wir berichteten), verwendet werden dürfen. Laut Schönhaar warte man quasi täglich auf die Baugenehmigung. Er hofft, dass Käthe Mendes Nachahmer findet: >