Wenn sich eine schier unendlich lange Marschformation mit einer Vielzahl an Vereinsfahnen und mehreren Musikkapellen am Fuße der Wallfahrtskirche in Maria Steinbach versammelt und laute Salutschüsse erklingen, dann ist es wieder so weit: Dann findet die traditionelle Michaeli-Wallfahrt der Krieger- und Veteranenvereine statt. So war es auch heuer.
Weit mehr als 1000 Kriegsteilnehmer, Reservisten, Soldaten der Bundeswehr und Vereinsmitglieder marschierten in einer ebenso imposanten wie ausgedehnten Formation hinauf zur Wallfahrtskirche. 'Das ist die wohl größte und eindrucksvollste Friedens- und Gedenkwallfahrt in Bayerisch-Schwaben und dem württembergischen Oberschwaben', betonte der Legauer Bürgermeister Franz Abele bei der Begrüßung am Ortseingang. Danach setzte sich die aus vier Zügen bestehende, unübersehbare Marschformation mit knapp 80 Krieger- und Soldatenkameradschaften Richtung Wallfahrtskirche in Bewegung.
Aufrüttelnde Predigt
Kaum hatten alle Teilnehmer im Kirchenrund und auf der großen Empore dicht gedrängt Platz gefunden, erhob sich ein beeindruckender Gemeinschaftschor aus unzähligen Männerstimmen, der die Schubertmesse erklingen ließ.
'Vor zehn Jahren stürzten mit den Türmen des World Trade Centers auch die Vorstellungen einer friedlichen Welt ein', erinnerte dann Militärdekan Siegfried Weber vom Katholischen Militärpfarramt in der Wilhelmsburgkaserne in Ulm an den Terroranschlag. Während seiner leidenschaftlichen und aufrüttelnden Predigt betonte der Dekan, dass die Welt aber auch davor nicht nur friedlich war. Beispielhaft dafür stünden Einsätze im Kosovo, die Bosnien-Beteiligung, der Eiserne Vorhang oder das geteilte Deutschland. 'Wenn wir in einem Land intervenieren und die Gewaltparteien trennen, ist noch lange kein Frieden', erläuterte Weber im Hinblick auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr.
Auch heute lebe man nicht auf einer Insel der Glückseligen. Dies machten die Finanz- und Schuldenkrise, die Atomkatastrophe oder der Zerfall afrikanischer Staaten deutlich, so Weber. Seine Aufzählung beinhaltete auch das Versagen und die Schuld von katholischen Priestern. Der Militärdekan meinte, dass es nicht reiche, ein bisschen fromm zu sein. Wer Christ sein will, müsse auch nach außen wirken – am Arbeitsplatz, in der Familie, im Verein oder im Gemeinderat.
'Welche Kleingeister haben wir denn da sitzen, die sich die Worte des Papstes nicht anhören wollen', meinte Weber zum Fernbleiben von Abgeordneten während der Rede des Kirchenoberhaupts im Bundestag.
Als gewaltige Demonstration der Trauer, aber auch Zukunftsgewandtheit stufte der Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) die Michaeli-Wallfahrt ein. Man brauche sich für die Trauer um die Gefallenen und Vermissten der Weltkriege weder zu schämen noch zu verstecken. Deutschland habe seine Lehren aus der Geschichte gezogen und sich zu einem vorbildlichen Rechtsstaat und einer stabilen Demokratie entwickelt, so Stracke.