Porträt: Martin Hutter: Porträt eines Musikers mit Kontrast-Programm

25. April 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
erika bachmann

Mit 25 bereits ein gefragter Virtuose

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – dieses Sprichwort trifft auf Martin Hutter voll zu. Wie sein Vater Ernst Hutter, der als Nachfolger von Ernst Moschs 'Egerländer Musikanten' inzwischen einem breiten Publikum bekannt ist, widmet sich der junge Trompeter zwei Musikrichtungen, die unterschiedlicher kaum sein können: Er liebt Blasmusik – und auch Jazz. Bei den Egerländern bläst er ein butterweiches Flügelhorn, bei Bigbands – oder der Münchner Band 'Moop Mama' – sorgt er mit der Trompete für messerscharfe Riffs. Bei Vater Ernst ist es ähnlich. Auch er lässt sich nicht auf ein Genre festlegen. Vom Tenorhornplatz aus leitet er die legendäre böhmische Kapelle, bei der SWR-Bigband glänzt er als energiegeladener Solist. Kein Wunder, wenn der Sohn den Vater als Vorbild bezeichnet. 'Ich habe das Interesse für Blasmusik und Jazz von ihm geerbt', sagt Martin Hutter, der seinen Vater 'Paps' nennt. 'Ich habe von ihm wahnsinnig viel gelernt, was die Professionalität und Mentalität beim Üben und Vorbereiten auf Konzerte angeht.' Den Ansprüchen seines Paps’ wolle er genügen, aber er sei von ihm nie zu etwas gezwungen worden.

Wenn Martin zu Hause im Dorf Neuravensburg, einem Ortsteil von Wangen (württembergisches Allgäu), ist, dann üben sie bisweilen miteinander. Meistens aber hält sich der 25-Jährige in Köln auf, wo er gerade dabei ist, sein Musikstudium auf die Zielgerade zu bringen. Oder in München, wo jene Band beheimatet ist, für die sein Herz ganz besonders schlägt: Moop Mama.

Wenn Hutter von Moop Mama spricht, gerät er ins Schwärmen. Die elfköpfige Truppe mit sieben Bläsern, zwei Schlagzeugern, einem Rapper und einem Mixer/Tonmeister (ja, der wird auch zur Band gezählt) verbindet Jazz mit Hip-Hop und Straßenmusik mit Bigband-Sound.

Die Süddeutsche Zeitung hat sie zum 'nächsten großen Geheimtipp' erklärt und ihnen die 'fettesten Bläsersätze' aller Münchner Bands attestiert.

Martin Hutter gehört zu diesen Meisterbläsern. Wenn er über Moop Mama, die am 4. Mai in der Kultbox der Kemptener Big Box zu Gast ist, spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Diese Mischung ist sein Ding, die Energie, die sie transportiert, macht ihn glücklich. Hutter sieht sich mit Moop Mama im gleichen musikalischen Fahrwasser wie die Erfolgsbands 'La Brass Banda' oder HMBC aus Vorarlberg.

'Das ist ein Hype', sagt er. Solche Band würden junge Leute wieder mit Blasmusik in Verbindung bringen. Vor ein paar Jahren noch lästerten Freunde von ihm über diese Musik. Jetzt sähen sie, wie ehrlich und echt sie sei, wie viel Handarbeit dahintersteckt. 'Das ist nicht so verlogen wie diese Castingshows im Fernsehen.' Er räumt ein, dass sein Paps zuerst skeptisch gewesen sei. 'Nachdem er Moop Mama gehört hat, ist er superbegeistert.'

Nach seinem Abschluss im Jahr 2013 werde er wohl nach München ziehen, um damit der geliebten Heimat Allgäu wieder näherzukommen. Und auch seiner Freundin, die in Kempten studiert. Dass er als freier Musiker darben könnte, davor braucht das Riesentalent keine Angst zu haben. Obwohl erst 25 Jahre alt, ist er längst schon ein begehrter Trompeter und Flügelhornist.

Regelmäßig wird er von Bigbands, Orchestern oder Musical-Produktionen angefragt oder soll Workshops geben.

Damit hat das Allgäu neben Matthias Schriefl aus Maria Rain (bei Nesselwang) einen zweiten herausragendes Trompeter-Talent. Und wie Schriefl, der einen einzigartigen Spagat zwischen Jazz und Volksmusik übt, liebt und pflegt auch Hutter seine musikalischen Wurzeln. 'Matthias ist total crazy', sagt Hutter. 'Zu ihm kann man aufschauen.' Beide studierten beim selben Lehrer: bei Andy Haderer in Köln. Und beide lieben das Lebensgefühl des Jazz: die Freiheiten, die er gibt, das Lässige – und auch das Verrückte.

Konzert Moop Mama spielt am Freitag, 4. Mai, um 20 Uhr in der Kultbox der Big Box in Kempten. Karten gibt es bei unserer Zeitung, Telefon-Nummer 01805/132 132.