50 Euro pro Monat mehr im Geldbeutel haben Eltern ab diesem Herbst, wenn ihr Nachwuchs im letzten Kindergartenjahr ist. Denn für alle Vorschulkinder zahlt der Freistaat Bayern dann 50 Euro Zuschuss zu den Elternbeiträgen. Für Marktoberdorfs Bürgermeister Werner Himmer ist das jedoch 'keine befriedigende Lösung'. Die Marktoberdorfer Tagesstätten seien vergleichsweise günstig, und trotzdem zahle die Mehrheit der Eltern über 50 Euro. Den Rest müssten die Eltern also auch weiterhin selbst aufbringen. Besser werde es erst ab Herbst 2013, wenn der Freistaat 100 Euro zuzahlt. 'Dann ist der Großteil gedeckt.' Kritik gibt es aber auch von fachlicher Seite: 'Einige unserer Betreuerinnen hätten sich gewünscht, dass der Freistaat das Geld für mehr Betreuungsstunden verwendet', sagt Wolfgang Wieder, Leiter der Kindertagesstätten.
Für einen 'sehr, sehr guten Ansatz' hält hingegen Obergünzburgs CSU-Bürgermeister Lars Leveringhaus den Beschluss der Staatsregierung: Immerhin komme die Entlastung in Höhe des vom Freistaat Bayern bezahlten Betrags direkt bei den Eltern an. 'Die Eltern selbst erhalten pro Vorschulkind 50 Euro monatlich', so Leveringhaus: 'Ich finde, daran gibt es überhaupt nichts zu kritisieren.'
Schließlich sei von Seiten der Staatsregierung gar nicht mehr von einem kostenfreien letzten Kindergartenjahr die Rede, sondern nur von einem 'Zuschuss auf die Elternbeiträge'. Zudem verweist Leveringhaus auf die ab dem Kindergartenjahr 2013/14 geplante, 'wichtige und richtige' Ausweitung des Zuschusses auf 100 Euro.
'Mit den 100 Euro wird es dann in sehr vielen Kindergärten auf dem Land – auch in Obergünzburg – so sein, dass die Eltern für das letzte Kindergartenjahr überhaupt keine Gebühren mehr zahlen', betont er.
Dass die Marktgemeinde Obergünzburg auf den bayerischen Zuschuss selbst etwas drauflegt, damit die Eltern tatsächlich ein kostenfreies, letztes Kindergartenjahr haben, schließt Leveringhaus aber aus. 'Die Gemeinde trägt ja jetzt schon 50 Prozent der Kindergartenkosten.' Geltende Beschlusslage in Obergünzburg sei, dass maximal 50 Prozent der Kosten aus dem allgemeinen Gemeindehaushalt stammen dürften, der Rest müsse durch Personalkostenzuschüsse und Elternbeiträge des Freistaates gedeckt werden.
Auch Biessenhofens Bürgermeister Wolfgang Eurisch (ebenfalls CSU) hält den Kindergartenzuschuss der Staatsregierung für eine gute Idee: 'Für Eltern ist es doch auf jeden Fall positiv, wenn ihnen 50 Euro geschenkt werden.' Ihm zufolge zahlen Eltern in den kommunalen Kindergärten in Ebenhofen und Biessenhofen pro Kind derzeit 66,50 Euro monatlich für fünf bis sechs Buchungsstunden am Tag. Damit würden durch den Staatszuschuss von 50 Euro in dieser – beliebtesten – Buchungskategorie 75 Prozent der Gebühren abgedeckt.
Grüne unterstützen Antrag auf Einstellung der Elternbeiträge
Komplett kostenlose Betreuung für Marktoberdorfer Kinder hat indes im April Christian Vavra bei der Stadt beantragt, um Familien besser zu unterstützen. Er ist Mitglied der Marktoberdorfer Grünen, die den Antrag in einer Mitteilung gegenüber der AZ unterstützen. 'Wir sind in der Prüfung, aber das dürfte rechtlich sehr schwierig sein, weil es Aufgabe des Freistaates ist', sagt dazu Himmer.
Es gehe hier auch nicht um ein paar Euro, sondern um eine halbe Million Euro. Soviel machen die Gebühren der Eltern pro Jahr in Marktoberdorf aus. 1,5 Millionen Euro zahle derzeit die Stadt pro Jahr für die Kindertagesstätten und 1,3 Millionen Euro der Freistaat.
Vavra möchte die Elternbeiträge laut seinem Antrag über Ausgabenkürzungen beispielsweise beim Straßenbau sowie über Firmen, Zuschüsse von staatlichen Behörden und mehr wieder hereinholen.