"Mutter putzt Küken." Klingt rätselhaft, was da an einer Pinnwand in Kinderschrift notiert ist. Aber die Pinnwand hängt in der Aula der Volksschule Rettenberg, und neben der Notiztafel steht ein Fernseher. Das etwas unruhige Schwarz-Weiß-Bild zeigt ein hellgraues flauschiges Fellknäuel.
Jetzt bewegt es sich: Ein Vogelköpfchen schaut neugierig heraus. Ein zweites Köpfchen lässt sich sehen. Sechs junge Turmfalken wachsen in dem Nest auf dem Turm der Pfarrkirche St. Stephan heran, beobachtet von einer Kamera, die ihre Bilder live in die nahe gelegene Schule sendet. Kürzlich stellten die Kinder das Falken-Projekt vor. Außer der Schule sind an dem Projekt beteiligt: Pfarrer Manfred Gohl als > der Falkenwohnung und Brauereichef Herbert Zötler als > - er finanzierte das Aufnahmegerät im Kirchturm. Thomas Blodau vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Kempten-Oberallgäu hatte die Kontakte geknüpft. Mitte März berichtete Falkenbeobachter Gohl, dass die ersten Vögel um den Turm fliegen. Bereits 14 Tage später hatte sich ein Falke ins gemachte Nest gesetzt. Am 1. Mai konnten die gespannten Schüler schon vier Eier zählen, am 6. Mai waren es sechs. Vor Schulbeginn, in der Pause, auf dem Weg zum Sport - der Fernseher in der Aula besitzt eine magische Anziehungskraft, erzählt Rektorin Anita Scherm. Sie hat alle 170 Kinder in das Projekt mit einbezogen. Diese tragen ihre Beobachtungen in ein Protokoll ein, jede Klasse beschäftigt sich mit einem Falkenthema wie Brut, Aufzucht oder Flug. Am 27. Mai war der große Tag: Das erste Küken schlüpfte um die Mittagszeit. Wenige Stunden später hatten sich weitere drei Babyfalken durch die Schale gekämpft. Küken Nummer fünf kam am nächsten Tag, das sechste Geschwister am 31. Mai.
>, sagt Hanna (9) auf die Frage, was für sie bisher am spannendsten war. Dem gleichaltrigen Kilian ging es genauso. Drittklässlerin Selina findet es toll, >. Da müsse man nicht extra zur Kirche gehen. Aber nach den Pfingstferien wird die Schule wohl einen kleinen Ausflug in die Dorfmitte machen. Denn dann werden die Jungfalken zu ihren ersten Flugübungen starten. Schulleiterin Scherm freut sich, dass die Kinder auf diese Weise einen guten Bezug zur Natur bekommen. Dem zehnjährigen Johannes ist es inzwischen sogar gelungen, im Internet eine Seite aufzutun, auf der man den Ruf der Falken hören kann.