Erweiterung: Liebherr-Erweiterung: Stadtrat Lindenberg und Gemeinderat Scheidegg heißen Bebauungsplan gut

10. März 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Matthias Becker

Liebherr will im Juni beginnen

Im Juni will Liebherr-Aerospace mit der Erweiterung des Werkes in Lindenberg beginnen. Die Voraussetzungen dafür haben Stadtrat und Scheidegger Gemeinderat in einer gemeinsamen Sitzung im Kurhaus geschaffen. Bei einer Gegenstimme haben die Gremien den nötigen Bebauungsplan gut geheißen.

Die Firma Liebherr-Aerospace muss ihr Werk in Lindenberg dringend erweitern. Grund ist eine Vielzahl an Luftfahrt-Programmen, an denen das Unternehmen beteiligt ist. Mehrere Abschnitte plant die Firma in den kommenden Jahren, vorausgesetzt die positive Entwicklung in der Branche hält an.

Montagehallen, ein Parkhaus mit 1450 Plätzen und ein Verwaltungsgebäude sind unter anderem vorgesehen. Mit einem steigenden Lkw-Verkehr müssen die Bürger trotz der erheblichen Flächenerweiterung nicht rechnen.

30 bis 35 Lkw steuern das Werk heute am Tag an. 'Das wird sich nicht verändern', erläuterte Rudolf Lipp, Leiter der Werksinstandhaltung der Liebherr-Aerospace GmbH in Lindenberg. Vordringlich ist eine Montagehalle für den Fahrwerksbereich. Im Sommer soll mit dem Bau begonnen, das Gebäude im Dezember 2013 bezogen werden.

Weil aus Wiesen, teilweise auch Wald, gewerblich genutzte Bauflächen werden, müssen die Flächennutzungspläne von Scheidegg und Lindenberg geändert werden. Was Liebherr bauen darf und wie die Firma die Gebäude nutzen darf, ist in einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan geregelt.

Grenzwerte in Sachen Lärm

Sowohl der Stadtrat als auch der Scheidegger Gemeinderat hatten sich schon einzeln mit dem Plan beschäftigt. Diskutiert wurde in der gemeinsamen Sitzung die Frage des Lärmschutzes. An keiner Stelle der angrenzenden Bebauung dürfen die Grenzwerte der TA (technische Anleitung) Lärm überschritten werden, wie Hubert Sieber vom gleichnamigen Planungsbüro erklärte. 'Auf mehr haben die Anwohner keinen Anspruch', schilderte er.

Damit die Werte (55 Dezibel tags und 40 Dezibel nachts) eingehalten werden, bekommen die unterschiedlichen Werksbereiche sogenannte Lärmkontingente zugewiesen, und zwar sowohl für die Nacht (22 bis 6 Uhr) als auch den Tag. Die Einhaltung werde im Rahmen des Verfahrens überprüft, so Sieber: 'An der einen oder anderen Stelle wird der Lärm steigen. Das muss man als Anlieger aber akzeptieren'.

Mit dem Bau wird in die Natur eingegriffen. Unter anderem wird ein Stück Wald gerodet. Stefan Böhm, Biologe im Büro Sieber, erwartet aufgrund seiner Untersuchungen aber keine 'Beeinflussung durch das Vorhaben beispielsweise auf die Vogelwelt'. Gleichwohl müssen die Eingriffe – wie bei anderen Baumaßnahmen oder Neubaugebieten auch – ausgeglichen werden.

Geschehen wird das in Absprache mit der Naturschutzbehörde am Landratsamt auf mehr als drei Hektar Fläche im Scheidegger Roggenmoos und dem Lindenberger Moos. Unter anderem werden dort Gewässer renaturiert und Laichgewässer für Amphibien angelegt.

Keine Probleme mit dem Verkehrsfluss auf der Pfänderstraße durch das neue Parkhaus erwartet Liebherr-Aerospace, wie Rudolf Lipp auf Nachfrage von Helmut Wiedemann erklärte. Geplant sei eine Ampel. Sie wird mit der bestehenden Anlage an der Kreuzung zum Schulzentrum verknüpft, damit auf der Pfänderstraße 'Grüne Welle' herrscht. Gemeinsam mit dem Unternehmen will die Stadt versuchen, das geplante Parkhaus noch ein Stück weit Richtung Wald zu verschieben. Bisher sperre sich das Forstamt gegen, so Lipp.

Was die Gestaltung des Parkhauses und des geplanten neuen Verwaltungsgebäudes angeht, sei das Unternehmen 'gesprächs- und kompromissbereit', so Lipp. Zuvor hatte Helmut Wiedemann den entstehenden 'baulichen Riegel' angesprochen und die 'inständige Bitte' an das Unternehmen geäußert, die Gebäude so zu gestalten, 'dass man bei der Fahrt in die Stadt nicht erschrickt'.

Über das Vorhaben stimmten Stadtrat und Scheidegger Gemeinderat getrennt ab. Aus Scheidegg gab es einhellige Zustimmung. Von den Lindenberger Räten stimmte Martin Einsle (Die Grünen) gegen den Bebauungsplan. Städtebaulich sei das Vorhaben 'nicht das Gelbe vom Ei' kritisierte er. Gleichzeitig bemängelte Einsle den fehlenden Abstand zwischen den geplanten Gebäuden und der Wohnbebauung.