Hoch die Kletterwand, runter auf die Matte und dann die Sprossenwand hinauf: Der sechsjährige Nico macht Ergotherapie in der Interdisziplinären Frühförderstelle der Lebenshilfe in Marktoberdorf. Einmal die Woche trainiert die Ergotherapeutin Lisa Zacherl spielerisch Nicos Fähigkeiten.
Dazu steht jetzt auch eine Kletterwand bereit, die es in den alten Räumen nicht gab: Die Frühförderstelle ist im Herbst 2011 von Thalhofen in einen Neubau in der Marktoberdorfer Märzstraße umgezogen. Nun folgen am morgigen Freitag offizielle Einweihung und Tag der offenen Tür. Statt 190 Quadratmetern in Thalhofen verfügt das neue Gebäude über gut 500 Quadratmeter auf vier Etagen. Begonnen hatte die Frühförderung 1995 in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. 'Wir haben jetzt mehr Therapieräume und auch mehr Geräte', sagt die Leiterin des Zentrums, Sigrun Bögle. Und anders als in Thalhofen (ein 'Minibüro') gibt es nun vier Büros. Das sei eine große Erleichterung. Nicht leicht macht es Therapeutin Zacherl ihrem Schützling Nico. Der muss klettern, auf einem wackeligen Stuhl sitzen – um das Gleichgewicht zu trainieren – und Holzteilchen auf einen Stab aufspießen. Nico tendiert zur linken Hand und die wird für die Schule trainiert.
110 Kinder in Betreuung
110 Kinder werden derzeit in Marktoberdorf – wozu eine Außenstelle in Füssen zählt – gefördert. Das entspreche durchschnittlich 250 Förderterminen pro Woche, sagt Psychologin Ruth Stelle. Neben Ergo- bietet die Frühförderstelle Physiotherapie und Logopädie sowie psychologische Beratung, Elterngruppen und Heilpädagogik an. Der Integrationsfachdienst berät integrative Kindertagesstätten. Vor allem heilpädagogische Termine finden oft bei den Familien zuhause statt. Die Frühförderung betreut nur Kinder mit 'komplexem Förderbedarf', das heißt neben einer Therapie ist heilpädagogische Förderung nötig. Auch zu Nico kommt einmal wöchentlich eine Heilpädagogin in den Kindergarten. Die Heilpädagogen arbeiten umfassender: 'Sie koordinieren die Förderung und haben Know-How in allen Bereichen', sagt Sigrun Bögle.
Da werde zum Beispiel mehr gespielt als in der Physiotherapie.

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Keine Kosten für Eltern
25 Mitarbeiter zählt die Frühförderstelle, knapp die Hälfte davon in Vollzeit. Die geförderten Kinder haben ganz unterschiedliche Entwicklungsverzögerungen: motorische Rückstände, Verhaltensauffälligkeiten oder angeborene Behinderungen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Kosten der medizinischen Förderung übernehmen die Krankenkassen, die Heilpädagogik bezahlt der Bezirk Schwaben.
Der Antrag schrecke manche Eltern: 'Da muss angekreuzt werden, ob eine körperliche, geistige oder seelische Behinderung vorliegt oder droht', sagt Bögle. Eltern befürchteten mitunter, dass durch die Frühförderung der Weg Richtung Förderschule vorgezeichnet sei.
Dabei gehe es gerade darum, die Kinder für die Einschulung fit zu machen. 'Zuerst waren wir nicht begeistert', gesteht Nicos Vater die anfängliche Skepsis gegenüber der Förderung. Doch seinen Sohn bringt die Ergotherapie voran. Das überzeugte auch den Vater.
Morgen, Freitag, lädt die Frühförderstelle von 13 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür in die Märzstraße 12 ein.