Die letzten Stunden vor der Krönung zur Blumenkönigin können ganz schön anstrengend sein - mitunter aber auch ganz schön einsam. Während Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger gemeinsam mit Organisatorin Claudia Flemming vor zahlreichen Besuchern am Samstagmorgen auf dem Hallhof "Memmingen blüht" eröffnet, sitzt Bettina I. beim Friseur. Während die Band "Sternblut" gegen 12 Uhr auf der Bühne steht und die Besucher bei strahlend blauem Himmel über Weinmark, Roßmarkt oder die Maximilianstraße flanieren, um das eine oder andere zu kaufen oder einfach nur einen kurzen Blick über das reichhaltige Sortiment der Händler zu werfen, ist die 23-Jährige zu Hause mit ihrer Familie beim Mittagessen.
Erst gegen 13.30 Uhr trifft der eigentliche Star des Tages ein, fast unbemerkt von den Besuchern, im Taxi ihres Vaters. Etwa eineinhalb Stunden später sitzt sie - abgeschottet von den Besuchern - in ihrem orangefarbenen Kleid im Kreuzherrnsaal. "Langweilig ist es zwar nicht, dafür bin ich zu aufgeregt. Aber es ist schon schade, dass die Zeremonie erst so spät beginnt", sagt Bettina I., die Feuerlilie. "Memmingen blüht" habe sie bislang jedes Jahr besucht. "Ich war hier meistens mit der Feuerwehr im Einsatz", sagt die 23-Jährige. Doch bei der elften Auflage der Veranstaltung, die von der Werbegemeinschaft "Junge Altstadt" organisiert wird, ist alles ein wenig anders. "Die Leute sollen nicht jetzt schon mein Kleid sehen. Das soll erst mal geheim bleiben. Sonst gibt es hinterher beim Umzug keinen Aha-Effekt", erklärt Bettina Schraut, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt.
In rot gekleidete Tänzerinnen
Doch irgendwie wäre sie jetzt schon gerne da draußen. Etwa auf dem neu gestalteten Schrannenplatz, wo in diesem Jahr erstmals der Bio-, Bauern- und Handwerkermarkt stattfindet und die Nachwuchstänzerinnen der Tanzschule Buhmann ganz in Rot gekleidet das Publikum begeistern. Doch für die künftige Blumenkönigin heißt es erst mal warten. Zur Verstärkung hat sie ihren Freund Raphael Niggl an ihrer Seite. "Nicht als Bodyguard, nur zur moralischen Unterstützung", erklärt Niggl und lacht.
Kurz vor 16.30 Uhr ist es dann so weit: die weiße Kutsche wird vorgefahren. Mit vier Pferdestärken geht es in Richtung Marktplatz, wo schon zahlreiche Besucher auf die Feuerlilie warten. Von Blasmusik, aber auch schottischen Dudelsäcken begleitet fährt der Tross in Richtung Hallhof, auf dem die Krönungszeremonie stattfinden wird.
Von allen Seiten wird Bettina I. bewundert, als sie aus der Kutsche steigt. Sofort sind jede Menge Fotoapparate auf sie gerichtet.
"Ich fühle mich gut", ist der erste Satz, den sie ins Mikrofon spricht. Als sie das Zepter und den obligatorischen süßen Memminger Mau von OB Holzinger überreicht bekommt, strahlt sie über das ganze Gesicht. Das Warten hat sich gelohnt.
Dann folgt der Höhepunkt des Tages: Gemeinsam mit dem Stadtoberhaupt begibt sich Bettina I. auf einer Feuerwehrleiter in rund 30 Meter Höhe und lässt bunte Blütenblätter auf die Menge herabregnen - in Anlehnung an die Silhouette des Blumenpreises, den Künstlerin Agnes Keil gestaltet hatte, und der alljährlich bei "Memmingen blüht" vergeben wird - diesmal an die Buchhandlung Edele. Nun ist es Bettina I., die Feuerlilie, die im Mittelpunkt steht.