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Landestheater Schwaben - Verzweifelte Suche nach einer Frau

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Landestheater Schwaben - Verzweifelte Suche nach einer Frau

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    Landestheater Schwaben - Verzweifelte Suche nach einer Frau
    Landestheater Schwaben - Verzweifelte Suche nach einer Frau Foto: Brigitte Waltl-Jensen

    Vorbilder können etwas Schönes sein. Sie können dem Menschen Orientierung geben. Man will so sein wie eine heldenhafte Figur. Aber Vorbilder können auch Gefahren bergen. Etwa das eigene Ich in einer Schublade zu verstauen. Das wäre der Anfang vom Ende einer eigenen Identität.

    Allan Felix, ein New Yorker Neurotiker und Filmkritiker, ist in Woody Allens Komödie 'Spiel’s nochmal, Sam' dem berühmten Humphrey Bogart verfallen. Wie der mit Frauen umgeht und im Film 'Casablanca' heroisch auf sie verzichtet, ist in Allans Augen überirdisch. Einmal so zu sein wie der große Schauspieler, wäre Lebenserfüllung für den kleinen Filmkritiker.

    Nun nimmt das Landestheater Schwaben in einer Inszenierung von Oliver Vorwerk das am Ende begeisterte Publikum mit auf die gelegentlich skurrile Annäherung des Filmkritikers Allan zu seinem Vorbild.

    Regisseur Vorwerk zündet auf der Memminger Bühne ein gleichsam neurotisches Feuerwerk, setzt bei einem kargen Bühnenbild auf Slapstick, rasante Dialoge, Turbulenzen – und auf seinen Protagonisten.

    Dino Nolting brilliert als Nervenbündel Allan, den eines Tages Ehefrau Nancy (Katharina Puchner) verlässt. Er steht permanent unter Strom, nimmt Antidepressiva-Pillen mit einer Selbstverständlichkeit zu sich wie andere Menschen Fruchtbonbons und verhaspelt sich in Gesprächen mit fremden Frauen im Minutentakt.

    Nolting überdreht diesen Allan von Anfang bis Ende, ohne ihm Menschliches und Sympathie zu nehmen.

    Der Zuschauer leidet mit ihm bei seiner verzweifelten Frauen-Suche, die Allans Freunde Dick (Andre Stuchlik) und Linda (Anke Fonferek) nach besten Kräften unterstützen: Beide servieren ihm immer neue Kandidatinnen – wie eine heiße Tasse Tee auf einem Silbertablett. Um im Bild zu bleiben: Allan Felix stößt beim Versuch, die Tassen mit der Coolness Humphrey Bogarts (Fridtjof Stolzenwald) zu greifen, allesamt mit fahriger Bewegung um. Nein, nicht alle. Ohne bewusst nach ihr greifen zu wollen, kommt es letztlich zur Berührung mit der ebenfalls psychisch angeschlagenen Linda, der Freundin des besten Freundes. Ihr gegenüber ist Allan stets der kleine, aber natürliche Filmkritiker geblieben – und nicht Frauenheld Bogart.

    Eine Romanze Gleichgesinnter mit Happy End? Nach ihrem fulminanten Dialog über Pillen und Pastillen, Tröpfchen und Tabletten (eine herrliche Szene!) möchte man als Zuschauer die Frage mit einem klaren 'Ja' beantworten.

    Und doch kommt es anders. Allan besinnt sich schließlich auf seine Freundschaft zu Dick. Na ja, ein bisschen Selbstschutz ist schon auch dabei, als dieser Dick plötzlich den Revolver zieht auf der Suche nach dem Liebhaber seiner Frau. Allan schlüpft schließlich in die Rolle seines Vorbilds Bogey – und ringt sich durch zur finalen Aufforderung, Linda solle doch zu ihrem Mann zurückkehren. Dort gehöre sie hin. Er gebe sie frei. Selbstlos und heroisch, so wie sich einst Humphrey Bogart in Casablanca dem Kinobesucher präsentiert hat.

    Prasselnder Applaus im Memminger Theater nach starken schauspielerischen Leistungen.

    Weitere Aufführungen in Memmingen am 17. Dezember, 5., 8., 11., 24. Januar.

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