'Gehse inne Stadt. Wat macht dich da satt. Ne Currywurst. Kommse vonne Schicht. Wat schönret gibt et nich. Als wie Currywurst.'Currywurst füllt nicht nur den Magen, sondern beruhigt auch die Seele. Das wusste schon Sänger Herbert Grönemeyer, der das rote Grillgut 1982 musikalisch verherrlichte.
Nun ist die Bratwurst mit Ketchup und Currypulver, wie sie zwischen Bochum und Berlin meist aus den Budenfenstern gereicht wird, aber nicht jedermanns Sache. "Wir wollten das anders machen", sagt Barbara Wuttke, die seit einigen Wochen am Grill ihres Imbisswagens im Kaufbeurer Gewerbepark steht. "Und die Leute finden das klasse." Eine Imbissbude jedenfalls ist neu im Gewerbepark, der in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Pünktlich um 12 Uhr mittags strömen die Kunden aus den Unternehmen Richtung Würstlwagen, der auf dem Privatgelände der Firma Raiss direkt an der Straße steht. Es sind Geschäftsführer und Arbeiter, Handwerker und Büroangestellte. Fernfahrer Erwin aus Hamburg, der gerade bei Webopac Logistics abgeladen hat, schwärmt von seinem Mittagessen. "Woanders schmeckt die Wurst nach Pappe, aber hier - lecker." Uschi ist extra aus dem Zentrum an den Stadtrand gekommen. "Wir sind praktisch zum Frühschoppen da", lacht sie. "Es ist einfach nett hier." Wenn hinten an der Straße die graue Arbeitskleidung der Schleifring-Mitarbeiter erkennbar ist, legen Barbara und ihre Kollegin Christa Herzig noch ein paar Rohlinge mehr auf. Jeder Kunde wird geduzt. "Das ist einfacher", sagt die Chefin.
Und dann erklärt die 51-Jährige ihr Geheimnis - zumindest einen Teil davon. Bei ihr liegen Käseknacker, Ungarische (scharf) und Polnische (rot) auf dem Rost, serviert mit Semmel oder Pommes, als Menü oder "Bayerischer Döner". Natürlich gibt es auch die Bockwurst, wie sie eben in Bochum und Berlin serviert wird - "aber die läuft kaum", sagt sie. Dazu bietet sie ihre Spezialsoßen an, einmal mit Curry, einmal auf Mayonnaisebasis mit Kräutern und einmal rot-scharf. Nach den Rezepten haben schon viele gefragt. "Für kein Geld der Welt gebe ich das raus", sagt Barbara.
Solche Betriebsgeheimnisse beleben das Geschäft. Das freut auch Walter Müller. Als langjähriger Imbissbudenbesucher hat der Inhaber eines Dachdeckerbetriebes in seinem Berufsleben nicht nur gute Erfahrungen gemacht. "Da ist man oft einfach abgespeist worden", sagt der Unternehmer, der ebenfalls im Gewerbepark seine Firma betreibt. "Ich wollte immer selbst eine Imbissbude eröffnen - aber eben eine Besondere." Als Financier des "Schmankerl Hanni" - dieser Name soll an der Bude demnächst deutlich sichtbar sein - und mit seiner Statthalterin Barbara hat er dies nun getan. Und wie heißt es so schön: Als Chef ist er dort einer seiner besten Kunden. "Er zahlt sein Mittagessen aber immer selbst", sagt Barbara.
Überrascht von der Nachfrage, denkt sie nun an eine Ausweitung der Öffnungszeiten. Bei Schleifring und Löttechnik Burkhard wird Schicht gearbeitet. Abends kommen die Kinobesucher. Und sogar Polizisten, die rund um die Uhr auf Streife sind, zählen zu ihrer Kundschaft. Ständig rollen auch die Lastwagen an der Imbissbude vorbei. Viele Brummifahrer bestellen vor und holen sich ihren Imbiss dann ab. Barbaras Tochter wickelt Zollformalitäten an der deutsch-polnischen Grenze in Frankfurt an der Oder ab und macht dort Werbung für das "Schmankerl Hanni" in Kaufbeuren. Erst kürzlich war deshalb ein Lkw-Fahrer aus Brandenburg da, der voll des Lobes war: über die beste Currywurst zwischen Spanien und Polen.
