Mehr als 80 Teilnehmer, darunter auch viele Interessierte aus der Region, folgten der Einladung nach Kloster Irsee zum 2. Symposium für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Bei der eintägigen Veranstaltung diskutierten zahlreiche namhafte Referenten verschiedenste Aspekte von Gewalt, Aggression und Autoaggression bei Kindern und Jugendlichen.
In seinem Auftaktvortrag betonte Prof. Dr. Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Ulm, dass Jugendliche, die in ihrer Kindheit Gewalt und Aggression erlebt hatten, ein bis zu siebenfach höheres Risiko aufweisen, später selbst gewalttätig zu werden als Kinder ohne Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen. Wenn man sich dies vor Augen halte und die traumatischen Erlebnisse in der jeweiligen Biografie mit einbeziehe, sei das Verhalten von sozial auffälligen oder aggressiven Kindern und Jugendlichen oft besser nachvollziehbar. Die vielfältigen Funktionen selbstverletzenden Verhaltens - beispielsweise durch Ritzen oder Schneiden - erläuterte Dr. Florian Daxer aus Augsburg.
Dabei betonte er, dass selbstverletzendes Verhalten sowohl Symptom einer psychischen Krankheit sein könne, viele Jugendliche häufig aber auch im Rahmen von Gruppenprozessen selbstverletzendes Verhalten imitieren würden, ohne dass weitere Auffälligkeiten bestünden.
Dr. Jakob Nützel vom Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg in Ravensburg, stellte >, ein integriertes stationäres Angebot für erziehungsbedürftige und abhängigkeitskranke junge Menschen vor. Er unterstrich, dass bei suchtkranken Jugendlichen sehr häufig weitere behandlungsbedürftige psychische Störungen vorhanden seien.
Am Beispiel von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) betonte er, dass das Risiko für eine spätere Suchterkrankung umso geringer sei, je besser die soziale Adaptation und Integration der betroffenen Kinder und Jugendlichen gelänge. Im abschließenden Vortrag erläuterte die Privatdozentin Dr. Elisabeth Mützel vom rechtsmedizinischen Institut der TU München den sachgerechten und einfühlsamen Umgang bei der Befunderhebung von Kindern mit Missbrauchserfahrungen. Aufgrund der sehr positiven Resonanz wird das Bildungswerk Irsee die Veranstaltungsreihe im Herbst 2012 fortsetzen.