Die Wirtschaftskrise ist in aller Munde. Auch im Ostallgäu wird manche Firma von Auftragsrückgängen gebeutelt, gibt es Kurzarbeit und Entlassungen. Doch nicht überall im Füssener Land geht der Daumen nach unten. Im Gegenteil: Etliche Unternehmer blicken optimistisch nach vorn und investieren nach dem Motto "Krise - na und?" in schwieriger Zeit in ihre Firma. In einer Serie stellen wir einige dieser Betriebe vor - heute die Firma Schlichtling aus Nesselwang.
Nesselwang "Das Wort Krise ist für mich ein rotes Tuch. Auf und ab gab es immer wieder." Diese Einstellung bestimmte bereits den beruflichen Start von Peter Schlichtling 1989. Der damals 23-jährige Kfz-Meister machte sich flügge, gründete in Nesselwang einen Abschleppdienst. Er arbeitete parallel einige Jahre noch beim damaligen Autohaus Deng, bis er 1994 ausschließlich in der eigenen Firma tätig war.
Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Geschäftszweige hinzu, sodass sein Unternehmen eine Art Cluster im Kleinen wurde. Die Aufgaben wurden mehr - irgendwann war das alles nicht mehr alleine zu schaffen, erinnert sich der Chef. In diesem Jahr hat er bereits zwei neue Kollegen eingestellt. Zurzeit ist ein Auszubildender in der Lehre, ein weiterer ist gefunden und wird ab September als Kfz-Mechaniker lernen.
"Die Lehrlinge sehen bereits bei ihrer Arbeit, wohin die Reise geht. Die einen machen lieber ADAC-Pannenhilfsdienst, die anderen lieber die Werkstatt", so Schlichtling.
Seine Frau Birgit arbeitet voll im Betrieb mit. Gelernt hat sie Erzieherin, erzählt sie, und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Was in diesem Betrieb schon von Vorteil ist." Wie sie das meint? Diplomatisch umschreibt sie die Aufgabe, mit den täglichen Befindlichkeiten der Mitarbeiter positiv umzugehen. Außerdem hat sie vor zwei Jahren den Lkw-Führerschein gemacht, "seitdem sind auch die Fahrer anders eingestellt" - und sie ist voll akzeptiert. Gerne würde sie Laster fahren, aber das Büro fordert sie stark.
Angefangen hat die Firmengeschichte mit dem Verkauf eines Privatautos, davon hat Schlichtling den ersten Abschlepper erworben. "Ich habe immer mehr dazugenommen, später auch Mietwagen", erinnert sich der Chef. Mittlerweile seien über 40 Fahrzeuge im Einsatz. Die meisten Fahrer haben eine Kfz-Mechaniker-Ausbildung, bestätigt Birgit Schlichtling, "damit sie nicht wegen einer kaputten Sicherung liegen bleiben."
Das Geschäft läuft so gut, dass das Unternehmen im Jahr 2008 ein benachbartes Gebäude erwerben und ausbauen konnte. Auch kaufte Schlichtling im Vorjahr sein teuerstes Fahrzeug, einen Liebherr-Autokran für fast eine halbe Million Euro. "Wir wollen da schon vorne mitmischen", bekräftigt Schlichtling seinen Anspruch. Und er ergänzt: "Ich bin noch immer nicht am Ziel. Ich habe immer noch Träume, noch Investitionen vor.
Das ist mein Leitsatz: Wenn ich zu lange nichts mache, dann würde mich das einholen." Das Schlichtling-S bei Wank sei sehr ergiebig gewesen, beschreibt Chefin Birgit mit einem Schmunzeln das typische Abschleppgeschäft vergangener Zeiten. Die Zeiten hätten sich gewandelt - und ein kluger Unternehmergeist mache die Veränderungen mit.