So wenig wie diesmal hatte das 'Kleine Konzert' im Internat des Gymnasiums Marktoberdorf seinen Namen noch nie verdient. In Anbetracht von 'nur' sechzehn Einzel- und Duo-Auftritten hätte er durchaus zutreffen können, aber dank des Mitwirkens der Chorklasse der 4. Jahrgangsstufe der Grundschule St. Martin und der Klasse 6m des Gymnasiums plus Unterstufenchor wurde er ungültig. Das Ganze mit dem Angehörigenfaktor multipliziert ergab einen mehr als voll besetzten Konzertsaal.
Trotzdem war der Saal zu Beginn des Konzertes leer, denn die Sängerschar entbot ihren einleitenden 'Gruß' von Mendelssohn Bartholdy in der darunter liegenden Halle. Wenn man mit so gut geschulten Stimmen, mit prägnanter Aussprache und lebhaftem Vortrag empfangen wird, dann weiß man sofort, dass sich die Arbeit ihrer Lehrkräfte Edeltraud Süß und Stefan Wolitz eindeutig gelohnt hat. Die folgenden Lieder 'Horch, was kommt von draußen 'rein', der Furcht erregende 'Tiger-Tango' und 'Dodi Li' ließen die Unbequemlichkeit der Stehplätze fast vergessen.
Der anschließende instrumentale Teil bot überwiegend sommerlich leicht zubereitete Kost. Aus der umfangreichen Speisenkarte können hier nur ein paar besondere Leckerbissen erwähnt werden, beispielsweise die flotte 'Cantina Band' der Geschwister Schmolke oder das 'Concertino' von O. Rieding, das Carina Hermann mit feinem Geigenton anmutig servierte. Die 'Gavotte' von D. Popper wurde von Anna Menhofer auf dem Cello virtuos vorgetanzt. Wenig später begleitete sie am Klavier die 'Romanza Andaluza' von P. de Sarasate, bei der die Geigerin Magdalena Häuser ihre technischen Fähigkeiten voll einsetzen konnte.
Gutes Gefühl an den Tasten
Felix Bihler bestach am Klavier bei einer Etude von M. Moszkowsky mit seiner sonoren linken Hand. Hanna Seider bewies ein gutes Gefühl dafür, wie man einen Tango von Astor Piazolla von den Tasten in die Beine der Zuhörer bringt.
Vorspielen geht ja grade noch, aber Vorsingen ist noch viel aufregender, und da kann die Stimme schon mal streiken. Alexander Wayand hat inzwischen schon genügend Routine, um sich an 'Pieta, Signore' von A. Stradella zu wagen. Luisa von Seggerns Sopran wurde bei Christoph Willibald Glucks 'Che fari senza Euridice' zusehends klarer.
Das Problem mit italienischen Texten hatte Linus Mödl nicht, als er mit tragfähigem Bariton und erstaunlicher Reife die ersten drei Lieder aus Robert Schumanns 'Dichterliebe' vortrug.
'Singen macht Spaß, Singen tut gut' - den Sinn dieses Kanons konnte beim abschließenden offenen Singen jeder, der die ausgeteilten Noten ohne Brille entziffern konnte, bei drei Volksliedern für sich erfahrbar machen. 'Wahre Freundschaft soll nicht wanken' – das kann auch auf die Zuneigung zur Musik übertragen werden.