Ratsch - das letzte Stück Wolle für die Haare des Holz-Indianers ist abgeschnitten. Jetzt fehlt Biancas Figur nur noch das Stirnband mit den Federn. Mit Schwester Nadine und den Eltern Marianne und Jochen hat die Sechsjährige am Familientag in Kempten gegen 14 Uhr am Samstag schon mehr als die Hälfte der 15 Spielstationen hinter sich gebracht.
Der Eifer ist der Kleinen, die mit bunten Indianerstreifen im Gesicht bemalt ist, am offenen Mund und dem konzentrierten Blick anzusehen. "Seit Jahren lassen wir uns diesen Tag in der Stadt nicht entgehen. Das ist eine gute Sache", sagt ihre Mutter Marianne Rumbucher, der das diesjährige Motto "Indianer und Cowboys" besonders gefällt. Um alle 15 Stationen zu schaffen, seien sie meist schon vor zehn Uhr morgens da, so die Kemptenerin schmunzelnd. Gegenüber, direkt vor dem Eingang der Galeria Kaufhof wühlen sich kleine Hände eifrig in feinen, kühlen Sand. Hier gilt es, kleine "Goldstücke" auszubuddeln. Für mindestens fünf dürfen sich die Goldgräber einen Stempel abholen. Eine ganze Handvoll hat Antonia (7) gerade abgeliefert und dafür ihren dritten Stempel bekommen. Mindestens fünf will sie sammeln. "Dann", weiß die Grundschülerin, "kann man bei einem Gewinnspiel mitmachen."
Um den Sand an den Füßen wieder loszuwerden, führt es viele Familien gleich weiter zum Mühlrad. Dort herrscht schon seit der Mittagszeit Gedränge um das runde Stein-Bassin. Die Fischernetze, mit denen allerlei Plastikgetier aus dem Wasser gefischt werden soll, sind rar. "Ich hab den Größten", kreischt ein kleines Mädchen. In ihrem Netz hat sie einen rund 30 Zentimeter langen Kunststoff-Fisch gefangen.
Pferde und Lokomotive
Während am Mühlrad in der Gerberstraße noch lange geplanscht wird, heißt es für die Shettland-Ponys am Rathaus gegen 16 Uhr: absatteln. Nur nebenan dreht Zugführer Udo Lottes aus Oberstdorf nicht müde werdend noch eine Weile Runde für Runde mit dem immer voll besetzten kleinen Zug um den Rathaus-Brunnen. Auch beim Entfesseln oder am "Schleichpfad" finden sich noch Begeisterte ein. Jetzt macht sich auch Familie Rumbucher nach einem langen, gelungenen Familientag auf den Heimweg. "Und die Holz-Indianer stellen wir im Flur auf", lacht Marianne Rumbucher im Gehen.