Wochenende: Kemptener Illersurfer kämpfen für eine stehende Welle im Fluss

8. Juni 2012 16:19 Uhr von Allgäuer Zeitung
Buro Narr-Rist-Turk

'Iller erleben' mit den Surfern?

Es ist Wochenende. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und die Kemptener suchen Abkühlung an den Badeseen in der Umgebung. Die Innenstadt scheint wie ausgestorben. Die Leute meiden die schwüle Hitze in der Stadt. Doch an der Iller, mitten in Kempten, regt sich etwas.

Ein paar junge Männer haben Bungee-Seile an den Illersteg in der Nähe des Stadttheaters befestigt. Daran halten sich zwei Sportler fest und surfen – mitten auf dem Fluss. Die Gruppe von Leuten im Alter zwischen 16 und 44 Jahren nennt sich die 'Eisbach in München wollen sie ein Konstrukt in dem Fluss installieren, das das Wasser beschleunigt. In diesem Kanal könnten die Illersurfer auch ohne Seil als Hilfsmittel ihrem Sport nachgehen. 'Iller erleben' mit den Surfern? Mit dieser Idee ist Joachim Schrade (44), 'Brückenhänger' der ersten Stunde, im Kemptener Stadtrat grundsätzlich auf offene Ohren gestoßen. Seit einem Jahr gibt es dort einen Arbeitskreis, der den Auftrag hat, die Iller wieder mehr in das Bewusstsein der Kemptener zu rücken. Dafür braucht die Stadt Attraktionen und ansprechende Freizeiteinrichtungen, die das Flussufer aufwerten sollen. Landschaftsarchitekten stellten dem Stadrat vier Konzepte vor, von denen im April eines ausgewählt wurde. Der Masterplan sieht vor, mit Gastronomie, Balkonen an der Iller, Sitzstufen und hübsch angelegten Wegen, das Ufer neu zu gestalten – Das soll Kempten näher an den Fluss rücken. Die 'Brückenhänger' passen mit ihrer Vision von einem Kanal mit einer 'stehenden Welle' in dieses Konzept gut hinein. Passanten bleiben gerne auf dem Fußgängersteg stehen, um den Sportlern bei ihren Tricks zuzuschauen. Der Bekanntheitsgrad der 'Brückenhänger' würde mit einer 'stehenden Welle' in der Iller noch mehr steigen und den Fluss auch unter anderen Surfern zu einem beliebten Ausflugsziel machen. 'Der Weg dorthin ist aber noch weit', schildert Joachim Schrade das Problem. 'Es wird mindestens zwei bis drei Jahre dauern, bis die allgemeinen Bauarbeiten an der Iller beginnen. Die Planungsphase ist dann aber noch nicht abgeschlossen. Sie läuft zehn bis 15 Jahre weiter. Da kann viel passieren.' Die 'stehende Welle' bleibt im Moment noch eine Vision. Aber eine, die Chancen hat. Die Illersurfer haben darin schon viel Arbeit investiert. Vom Unterschriftensammeln bis hin zur Gründung eines Vereins, der alle Unterstützer der Idee und Sportler unter sich verbündet, haben die 'Brückenhänger' schon viele Aktionen gestartet - zusätzlich zu ihrem täglichen Training auf der Iller. Im Moment verbindet die 'Brückenhänger' das Surfen und die gemeinsame Idee, eine Attraktion nach Kempten zu holen. Eben genau das, was der Stadtrat mit dem Projekt 'Iller erleben' beabsichtigt: Ein Ort an dem sich jeder wohl fühlt, egal ob Kemptener oder nicht.