Seit 15 Jahren gibt es die Tagesstätte des Diakonischen Werkes Augsburg für psychisch kranke Menschen in der Kaufbeurer Bismarckstraße. Im Sommer wurden rund 130 00 Euro investiert, um die Einrichtung um rund ein Drittel auf 830 Quadratmeter zu vergrößern. Jetzt fand die Einweihung statt.
Die Vielfalt der Tagesangebote in der Einrichtung machten vier Nutzer mit Erfahrungsberichten deutlich: Während einer jungen Frau mit Borderlinesyndrom geholfen wird, ihre Tage zu strukturieren, hat eine andere ehemalige Patientin nach Krankheit und Magersucht als Leiterin des Bistros wieder eine gesellschaftliche Teilhabe gefunden. Eine dritte Frau fand nach schweren Depressionen ebenfalls wieder in geregelte Strukturen zurück und leitet nun die Bibliothek der Tagesstätte. Eine weitere Besucherin, die nach einem 'persönlichen Drama kein Selbstbewusstsein mehr hatte', berichtete, wie sie wieder gelernt habe, das 'Positive im Leben zu genießen'.
Für solche Fälle verfügt die Tagesstätte über bis zu 30 Arbeitsplätze. Hinzu kommen bis zu 70 tägliche Besucher. Laut Leiter Ralf Sander werden neben Arbeit auch Therapien und Gespräche, lebenspraktisches Training oder einfach nur Essen angeboten.
Selbst Stefan Bosse suchte schon die Tagesstätte auf – als Kunde der Fahrradwerkstatt, als sein Zweirad ein 'hoffnungsloser Fall' gewesen sei, berichtete der Oberbürgermeister beim Festakt. Das stehe für die Einrichtung auch sinnbildlich: Sie helfe nämlich in tragischen individuellen Fällen den Menschen.
Das lobte auch der Vizepräsident des Bezirkstages Schwaben, Alfons Weber: Die zweitälteste Tagesstätte Schwabens sei eine notwendige, wohnortnahe Hilfe mit einem niederschwelligen Angebot: 'Jeder soll hier ein- und ausgehen können', so Weber. Zudem trage die Tagesstätte durch ihre offene Arbeit zum Abbau von Vorurteilen bei, indem sie auch Dienstleistungen für 'normale' Kunden anbiete.
Der Träger der Tagesstätte, das Diakonische Werk Augsburg, ist mit der Einrichtung und dem Umbau zufrieden. Das neue Gebäude sei hell und freundlich, offen, aber dennoch schlicht gehalten, meinte Pfarrer Fritz Graßmann, Theologischer Leiter des Diakonischen Werkes Augsburg. Das stellten auch Pfarrer Wolfgang Gruber und Pfarrer Thomas Renftle bei ihrem Gottesdienst und der nachfolgenden Segnung fest.
Graßmann betonte vor den Besuchern, Politikern und Angestellten des Bezirkes sowie Leiter anderer Fördereinrichtungen noch einmal die Dringlichkeit der Tagesstätten, denn das soziale Netz werde immer weitmaschiger.
Umso wichtiger sei der 'Schatz unserer Gesellschaft', nämlich Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. 'Sie knüpfen das Netz wieder enger', so Graßmann. Dafür ehrte das Diakonische Werk zwei Bürgerhelfer: Eva Schmid-Höhne, die seit 2002 einmal die Woche Projektarbeit in der Tagesstätte leistet und zudem als Ansprechpartnerin für Besucher zur Verfügung stand, und Siegfried Steiner, der seit 1999 fast täglich in der Einrichtung mithalf und die Fahrradwerkstatt aufbaute.