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Kaufbeuren dem wahren Advent auf der Spur

Chormusik

Kaufbeuren dem wahren Advent auf der Spur

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    Kaufbeuren dem wahren Advent auf der Spur
    Kaufbeuren dem wahren Advent auf der Spur Foto: Lucia Buch

    In Text und Musik ausdrücklich dem Advent – und eben nicht der sogenannten Vorweihnachtszeit – geistlich und musikalisch Raum geben wollten die zwölf Sängerinnen des Kammerchores 'Bona Vox' unter Leitung von Kirchenmusikers Albin Wirbel.

    Bei zwei aufeinanderfolgenden Konzertabenden in der Werktagskapelle der Herz-Jesu-Kirche in Neugablonz und in der St.-Dominikus-Kirche in Kaufbeuren boten sie ein ansprechendes Musik- und Lesungsprogramm. Dieses war an den thematischen Stationen 'Sehnen', 'Stern' und 'Ankunft' festgemacht und mündete in freien Adaptionen des Magnificat als 'Scharnier' zwischen dem Advent und der Weihnachtszeit. Als 'Alternatives Adventsingen' angekündigt setzten die Musiker bewusst nicht auf allseits bekannte, oberflächliche Lieder, die oft bereits das Weihnachtsfest vorwegnehmen, sondern brachten alte, 'echte' Adventslieder zu Gehör. Den anderen Teil des musikalischen Programms bildeten weniger bekannte, zum adventlichen Themenkreis passende Sätze aus dem Bereich Neues Geistliches Lied unterschiedlicher Komponisten.

    Eingeleitet wurden die drei Teile des Programms jeweils vom gregorianischen 'Rorate, coeli'-Ruf (klar und prägnant Albin Wirbel), den die Sängerinnen dann als 'Ihr Himmel, tauet' aufgriffen.

    In der meist forschen Tempowahl, dem beschwingten, fast tänzerischen Duktus seiner Begleitung am E-Piano und einer sehr wechselhaft gestalteten Agogik machte Wirbel deutlich, worum es ihm bei der Konzeption dieses Konzertes ging: um Bewegung, Aufbruch, Mobilität abseits des besinnlichen Ver- und Beharrens. Entsprechend drängend, fast stürmisch ging es in 'O Heiland, reiß die Himmel auf' zu. Eine pointierte Textdeklamation in 'Da wohnt ein Sehnen tief in uns' und griffig-perkussive Passagen in 'Wer bringt dem Menschen' schlossen sich an.

    Im Mittelteil erlebten die Zuhörer bei 'Sie haben deinen Stern gesehen' die Anstrengung einer Reise angemessen und durchaus suggestiv-mitreißend in Musik umgesetzt. Nach einem fetzigen 'Durch das Dunkel hindurch' ging es in 'Licht, das uns anstößt' weicher, zarter, nachdenklicher und satztechnisch homofoner zu. Den dritten Teil umrahmten als überlegt ausgewählte Textbeiträge einerseits das Märchen von der 'Traurigen Traurigkeit', die unter der Ablehnung, Verleugnung und Verdrängung durch die Menschen leidet und schließlich von der 'Hoffnung' freundschaftlich an die Hand genommen wird, andererseits eine freie, moderat in die heutige Sprache übertragene Fassung des Magnificat. Diese brachte die Kernaussagen unspektakulär, aber genau auf den Punkt.

    Eingebettet in ein impulsgeladenes 'Macht hoch die Tür', den erwartungsvoll-hellen Satz 'Im Advent', ein melancholisches-versonnenes 'In kalter Zeit' sowie 'Es kommt ein Schiff geladen', dem man in der Umsetzung den Wellengang sehr deutlich anmerkte, wurde außerdem der Psalm 24 'Machet die Tore weit' überlegt rezitiert. 'Ein Lied hat die Freude sich ausgedacht' bildete den musikalischen Schlussakzent – mitreißend und, laut Wirbel, ebenfalls eine Umdeutung des Magnificat in eine neue Bildersprache.

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