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Kanten schleifen und Belag präparieren: In einer Kemptener Skiwerkstatt

Wochenende

Kanten schleifen und Belag präparieren: In einer Kemptener Skiwerkstatt

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    Kanten schleifen und Belag präparieren: In einer Kemptener Skiwerkstatt
    Kanten schleifen und Belag präparieren: In einer Kemptener Skiwerkstatt Foto: Ralf Lienert

    Anfang dieser Woche ist der erste Schnee auch in den tieferen Lagen gefallen. Oben in den Skigebieten machen sich die Pistenraupen über die weiße Pracht her, um die Abfahrten zu planieren, um so dem Gast einen schönen Skitag zu garantieren. Auch im Tal bereiten sich die Wintersportler fleißig auf die ersten Pisten im heimischen Gefilde vor: Die Skiwerkstätten laufen auf Hochtouren, um auch den letzten Ski und das letzte Snowboard auf den perfekten Schneetag vorzubereiten. all-in.de war mit der Videokamera vor Ort und hat den Vorgang vom Auftrag des Kunden bis zum fertig gewachsten Paar Ski begleitet. Der Kunde aus Dietmannsried hat seine Paar Ski heute in die Innenstadt Kemptens mitgenommen. Wie viele Allgäuer freut auch er sich auf den Start der Wintersaison. Davor müssen aber noch einige wichtige Vorbereitungen getroffen werden. Dazu gehört für ihn das professionelle Herrichten seiner Ski. Seit der diesjährigen Eröffnung des neuen Reischmann-Gebäudes in der Bahnhofstraße können Wintersportler hier ihre Geräte 'tunen' lassen. Thomas Bullmann (33) ist der Leiter der Skiwerkstatt im Untergeschoss des Gebäudes. Für ihn geht es jeden Tag um 9.30 Uhr los und dann arbeitet er Non-Stop in der Werkstatt bis Ladenschluss. 'Meine Kollegen und ich, sowie die Maschinen wurden von Reischmann aufgekauft. Früher haben wir bei Skiman gearbeitet. 10.000 Paar präparierte Ski und Snowboards waren da pro Saison keine Seltenheit. Allerdings hatten wir da auch einen Fahrdienst, der jeden Sportladen in der näheren Umgebung nach Aufträgen abgefahren hat. Jetzt haben wir zwar im Vergleich zu früher weniger zu tun, aber es ist immer noch genug.' Früher hat jeder ambitionierte Skifahrer seinen Skiservice im Keller selbst gemacht. Thomas Bullmann erzählt die 'Geschichte' des Skiwachsens: 'Früher hat alles im Hobbykeller per Hand stattgefunden - mühselig und in langen Arbeitsstunden. Mittlerweile ist aber die Industrie auf den Sektor Skiservice aufmerksam geworden, produziert voll automatisierte Roboter und die Entwicklung schreitet immer weiter voran - und macht uns das Leben natürlich leichter.' Schon im Oktober hat die Skiwerkstatt ihren Betrieb aufgenommen. Seit Herbst riecht es hier angenehm nach Wachs, die Maschinen brummen monoton vor sich hin und im Hintergrund dudelt leise Musik. An den Arbeitsbänken und Maschinen stehen Thomas Bullmann und seine Kollegen immer in kurzen Hosen. 'Das ist hier unser geheimer Dresscode. Die Maschinen geben auf Beinhöhe eine unglaubliche Wärme ab, deswegen dieser Aufzug', berichtet der 33-Jährige lachend über seinen Arbeitsplatz. Der Service reicht vom einfachen Wachsen der Ski bis zum Premium und Racing-Service. Dabei bessern die Arbeiter in der Werkstatt Macken im Belag aus und kümmern sich auch um das Schleifen der Kanten. 'Dabei verwenden wir ein spezielles Verfahren, das nicht jede Skiwerkstatt ohne Weiteres zu bieten hat. Die Kanten schleift unsere Maschine radial an. Das heißt, dass die Skier eine hohe Wendigkeit beim Fahren bekommen und auch der Grip in der Region um die Bindung optimal bleibt', erklärt der Werkstattleiter. Aber wofür wachsen wir unsere Skier? Gibt es da eine plausible Begründung für den Laien? Auch dafür hat Thomas Bullmann eine Antwort: 'Den Skibelag kann man sich ungefähr so vorstellen wie unsere Haut. Cremt man die tagtäglich nicht ein, wird sie auch grau, fahl und rissig. Und so ähnlich kann man sich das beim Skibelag auch vorstellen. Der Belag wird erhitzt, die Poren öffnen sich und das Skiwachs tritt schön in den Belag ein und macht ihn damit glatt.' Der Leiter der Skiwerkstatt im Reischmann möchte auch auf Probleme in seinem Beruf hinweisen: 'Was die meisten Leute gar nicht wissen, ist, dass Skier auch einmal abgefahren sind und nicht mehr von uns präpariert werden können. Mit jedem Mal, mit dem ein Ski oder ein Snowboard präpariert wird, schleifen wir natürlich Material von den Stahlkanten ab, um sie wieder zu schärfen. Ab einem gewissen Punkt geht das aber nicht mehr. Da wird der Ski unfahrbar, wenn die Kanten komplett unten sind. Wir können je nach Ski und Modell 25 Bearbeitungsdurchgänge an den Kanten vornehmen, dann ist es vorbei. Viele Kunden wissen das nicht, und beschimpfen uns, dass wir ihr Wintersportgerät kaputt gemacht haben.' Der Kunde aus Dietmannsried jedenfalls wird wohl mit dem Service zufrieden sein, den ihm der Werkstattleiter geboten hat. Er wird zum Wochenende hin seine Skier abholen, um demnächst den ersten Schneetag in den Bergen zu verbringen.

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