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Kabarettist Gerhard Polt glänzt als Papst Benedikt

Immenstädter Sommer

Kabarettist Gerhard Polt glänzt als Papst Benedikt

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    Kabarettist Gerhard Polt glänzt als Papst Benedikt
    Kabarettist Gerhard Polt glänzt als Papst Benedikt Foto: anton drescher

    Gerhard Polt auf einer Tournee-Bühne ohne die Biermösl Blosn: Geht das? Es geht. Ein bisschen anders, aber dennoch sehr gut. Das bayerische Kabarett-Urgestein (69) hatte diesmal beim "Immenstädter Sommer" im Hofgarten für den musikalischen Teil Ardhi Engl (52) dabei - einen experimentierfreudigen bayrisch-sumatranischen Gitarristen und Klangforscher, der mit aberwitzigen Instrument-Kombinationen unglaubliche Tonfolgen produziert.

    Das bewährte Schema

    Der kraftstrotzende Polt und der zaunlattendürre Engl - optisch ziemlich unterschiedlich, jedoch in ihrer jeweiligen Skurrilität sehr artverwandt - ergänzen sich hervorragend auf der Bühne. Das Schema ist einfach, aber bewährt: Polt philosophiert über die unergründliche innere Zerrissenheit des bayerischen Menschen (einerseits gemütlich, tolerant, weltoffen, allem neumodischen Gedöns mit einer gesunden Skepsis begegnend, andererseits engstirnig, grantig, eigensinnig und durchaus anfällig für Marketing-Geschwafel).

    Und nach jeder Polt-Nummer gibt Engl ein Intermezzo und arbeitet dabei ebenfalls die Vielschichtigkeit seiner Klangobjekte heraus. Zum Beispiel spielt er ein Stück für Gitarre im Zitherstil, Laubsägeblätter und Kazoo. Zunächst klingt das völlig schräg, am Ende jedoch löst sich das Klang-Chaos harmonisch in die Melodie von "Spanish Eyes" auf.

    Das Ende von "Ratz" und "Weps"

    Polt bringt in seinem Programm "Kabarett und Circus Maximus", mit dem er zurzeit unterwegs ist, viele altbekannte Nummern. Etwa den "Ratz" - die Geschichte von einer Ratte im Metzgerladen, die am Ende im Haschee für den Leberkäse landet. Oder den "Weps" - das Schicksal einer Wespe, die ihr Ende in einer Kirschtorte findet. Das plätschert manchmal ein wenig dahin. Aber das Publikum im seit Wochen ausverkauften Hofgarten liebt diese Klassiker und ergötzt sich an den kleinen Gemeinheiten des Alltags.

    Eindrucksvoller ist Polt, wenn er ohne Manuskript mit den Händen in den Hosentaschen nicht nur über menschliche Befindlichkeiten räsoniert, sondern sich bei politischen Themen langsam in Rage redet. Für die Herren der Bayerischen Landesbank hat er nur noch den Kraftausdruck "Bagage" übrig.

    Und wie er einen Fischereiverbands-Vorsitzenden nachmacht, der den Kormoranen den Waffenstillstand aufkündigt, weil die Vögel sich am Chiemsee nicht an das Überflugverbot halten ("Ab 5.45 Uhr wird zurückgeschossen!") - das zeigt auf raffinierte Weise, wie weit faschistisches Denken immer noch in vielen Köpfen von Interessenvertretern welcher Art auch immer vorhanden ist.

    "O sole mio" mit Ventilator

    Das Allerbeste aber im Hofgarten: Polt hält als Papst Benedikt eine Rede auf Italienisch, genau so wie "Papa Ratzi" spricht. Das kann Polt, der in Altötting aufgewachsen ist, das nicht weit von Ratzingers Heimat Marktl entfernt liegt, unnachahmlich gut. Niemand im Hofgarten muss Italienisch können, um die Botschaft von Benedetto zu verstehen: Jeder weiß, was gemeint ist, wenn Polt die Wortfolge bringt: Protestanti, Signora Käßmann, Tempo, Vino rosso, Asti spumante, Grappa, Ramazotti. Genial! Dazu Engl (welch passender Name) mit einem "O sole mio" für Gitarre und Handventilator. Auf seine Art ebenfalls genial.

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