Im heimeligen Wohnzimmer haben es sich die Eheleute Theresia und Josef Merk an ihrem Ehrentag gemütlich gemacht. Sekt zum Anstoßen und herzhafte Leckereien stehen bereit. Als Gratulant zum Fest der Diamantenen Hochzeit ist auch Bürgermeister Heribert Kammel gekommen. Natürlich kennt man sich gut und im Handumdrehen wird erzählt und gelacht.
Da leben natürlich die Erinnerungen auf und der Jubilar weiß viel zu erzählen: Er war eines von zehn Kindern, bis 1942 hat die Familie in Deuchelried gewohnt. 'Dann hat mein Vater einen Hof in Geisemers gekauft, da war ich 17 Jahre alt und hab mich auf die Landwirtschaft gefreut', lacht Josef Merk. Allerdings habe die Freude nicht lange angehalten, 1944 kam er zum Militär und für dreieinhalb Jahre in französische Gefangenschaft.
Die Jubilarin lebte zu dieser Zeit in Aichstetten. 'Ich war schon im heiratsfähigen Alter und hab eine Landwirtschaftsschule in Babenhausen besucht. Zum Abschluss wurden auch Klassenfotos von uns gemacht', erzählt sie. Und da eine Schulfreundin in Altusried wohnte, gelangte eines dieser Fotos in die noch kleine Gemeinde.
Wer auch immer Regie bei der Geschichte geführt hat, jedenfalls hielt Josef Merk eines Tages das Foto in der Hand. 'Es war 1950, ich war seit zwei Jahren zurück aus der Gefangenschaft und bewirtschaftete seither den elterlichen Hof. Doch leider ohne Frau. Als ich dann das Foto mit den Mädchen sah, fiel mir eine sofort auf, und die wohnte gar nicht so weit weg. Also dachte ich, nichts wie hin.' Als Fahrzeug stand nur ein Fahrrad zur Verfügung und so strampelte Josef Merk tapfer von Geisemers zur Brautschau nach Aichstetten. 'Das hatte sich aber gelohnt, es hat einfach alles gepasst', ist sich das Jubelpaar einig.
'Ich hab’ dann sofort einen Webkurs gemacht und den Stoff für mein Brautkleid selbst gewebt. Genäht hat das Kleid eine Tante', erzählt Theresia Merk. Am 8. Mai 1952 läuteten für das Paar die Hochzeitsglocken. Ein Auto hatte man nicht, dafür aber ein Gefährt mit zwei PS davor – die Fahrt zur Kirche wurde eine Kutschfahrt ins Glück.
16 Jahre bewirtschafteten die Eheleute den Hof. Wohnhaus und Stall wurden zwischendurch neu aufgebaut. 1982 übergaben Theresia und Josef Merk das Anwesen und zogen in die Austragswohnung. Inzwischen leben die Eheleute seit zwölf Jahren in der Seniorenwohnanlage Altusried. 'Hier ist es einfach schön', freuen sich beide.
Langeweile kennen sie nicht. Josef Merk geht seit 17 Jahren alle zwei Wochen zum Kegeln und fürs 'Gehirntraining' spielt er Sudoku. Seine Frau häkelt leidenschaftlich gerne und geht jede Woche zur Gymnastik. Und darüber hinaus 'ist hier im Haus immer was los. Bei unseren Treffen im Gemeinschaftsraum wird es jedes Mal noch später', schwärmt das Jubelpaar. Und im Gegensatz zu früher fahren beide heute auch mit dem Auto. Besonders freuen sich die Eheleute natürlich über ihre fünf Kinder, acht Enkel und eine Urenkelin.