In Form gepflasterter Linien in der Lindauer Straße ist der Standort des geplanten Neuen Stadttors Isny markiert worden. Sie sind als Abdrücke der drei Standfüße des vom Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfenen Turms aus Glasbausteinen gedacht und in Originalgröße des Grundrisses ausgeführt.
Dieser sichtbare Hinweis auf das Projekt soll den Isnyern eine Vorstellung von der genauen Lage ermöglichen. Sponsoren haben die rund 9000 Euro teure Pflasterung bezahlt. Es handelt sich vorwiegend um Handwerker, Unternehmer, aber auch Isnyer Privatleute. Bei der öffentlichen Präsentation der Pflasterung trafen Gegner und Befürworter des spektakulären Bauvorhabens aufeinander. Hier zwei gegensätzliche Stimmen: Pro: Frank Berlinger gehört zu den Isnyer Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihren Spenden die rund 9000 Euro teure Pflasterung bezahlt haben. Der Handwerker treibt mit drei Angestellten einen Parkett- und Bodenbeläge-Betrieb um. 'Es ist mir wichtig, wie es weitergeht mit Isny', sagt der 41-Jährige, der auch schon Mitglied des Gemeinderats war. Berlinger befürchtet ein Ausbluten der Stadt, wenn nicht aktiv entgegenwirkt werde. Das Neue Stadttor sieht er als Riesenchance. 'Das wird ein Magnet. Es kommen nicht nur Architekturfreunde, sondern auch andere Gäste und Familien, wenn man das richtig vermarktet. Wir dürfen uns das nicht entgehen lassen.'
Die eigenwillige, organische Form des von Zumthor geplanten Tors, gefällt Berlinger. Historische Substanz mit Modernem zu verbinden, sei schon mehrfach gelungen, sagt er und nennt als Beispiel den Münsterplatz in Ulm. 'Warum sollen wir nicht mal etwas wagen? Warum nicht sich ein Stück aus dem Fenster lehnen?' Was das Zumthor-Projekt mit ihm persönlich zu tun hat? 'Es tut dem Tourismus gut, den Gaststätten – und zum guten Schluss braucht mal eine Ferienwohnung einen neuen Boden', so der Handwerker.
Kontra: Jutta Leeb trifft sich seit sechs Wochen jeden Donnerstagvormittag zwei Stunden in der Innenstadt, um gegen das Stadttor zu demonstrieren. Die Erzieherin hat sogar ein Protestlied in schwäbischer Mundart dazu verfasst. Den Entwurf von Zumthor beurteilt die 52-Jährige eindeutig: 'Potthässlich ist das.
' Außerdem stehe der Turm zu nah an der Stadtmauer, die Ausmaße des Bauwerks seien zu groß. 'Es gibt schon Schimpfwörter dafür: ,hohler Backenzahn’ und ,Unterhose’'. Auf die von Zumthor geplante Art könne man ein historisches Tor nicht ersetzen.
Heftige Kritik übt Leeb, die vor neun Monaten von Weitnau nach Isny gezogen ist, am Vorgehen von Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltung. Auf die Frage nach der Finanzierung erhielten die Bürger keine Antwort, bemängelt sie. Auch sei die Frage des Bürgerentscheids nicht richtig formuliert.
Da diese nur auf das weitere Engagement der Stadt für das Bauwerk abziele, befürchtet sie, dass es auch nach einer Ablehnung durch die Bürger gebaut werden könnte – sofern sich ein Financier findet. 'Hier wird die Demokratie mit Füßen getreten', sagt Jutta Leeb. >>siehe auch Allgäu Kultur