Die Stadt wird das Tourismus- und Tagungsgeschäft sowie das Stadtmarketing neu organisieren. Um frei zu sein, habe man Prolindau-Geschäftsführer Jürgen Schmid gekündigt. Das erklärte Oberbürgermeisterin Petra Seidl in einem Pressegespräch. Sie deutete zudem an, dass die verschiedenen Geschäftsfelder künftig wohl in verschiedenen Organisationen bearbeitet werden.
Vor den Sommerferien sollen Stadtrat und Gesellschafter entscheiden, wie es mit den verschiedenen Geschäftsfeldern der Prolindau weitergeht. In ihr Tätigkeitsfeld fallen Tourismus und Tagungen genauso wie das Stadtmarketing. Details wollte Seidl noch nicht sagen. Sie deutete aber an, dass Ravensburg ein Vorbild sein könnte. Dort übernimmt das Stadtmarketing einen Verein, dem 300 Händler, Dienstleister und Handwerker angehören, der zusammen mit der Stadt in der «Initiative Ravensburg» tätig ist. In einer solchen Gesellschaft oder einem Verein möchte die OB das «vorbildliche Engagement» der bisher 53 Gesellschafter der Prolindau überführen.
Für Lindau schließt Seidl vorerst nichts aus. So kündigte sie an, dass sie dem Stadtrat in der nächsten Sitzung vorschlagen werde, in Sachen Inselhallenumbau mögliche Investoren zum Runden Tisch einzuladen. Sie habe mit «namhaften Investoren» gesprochen, die durchaus Interesse, aber noch einige Fragen hätten. Nun will Seidl prüfen, ob der Umbau der Inselhalle mit Parkhaus, Inselwache und den nötigen WC-Anlagen für die Bootsbesitzer im Kleinen See mit Hilfe eines Investors billiger zu machen sind, als wenn die Stadt die Millionen allein aufbringen müsste. Da Unternehmen die Halle nicht nur bauen, sondern auch betreiben wollten, würde das auch eine Privatisierung des Tagungsgeschäfts nach sich ziehen. Dann müsste sich die Stadt nur noch um die Touristen kümmern.
Sollte das nicht klappen, dann muss die neue Tagungs- und Tourismus-GmbH wohl mit deutlich weniger Geld auskommen. Genaues sagte Seidl dazu zwar nicht, aber sie will das Budget von Prolindau straffen. Ein Sparposten könne das Geschäftsführergehalt sein, das sich sparen ließe, wenn man die Gesellschaft unter die Fittiche städtischer Ämter bringt. All das sollen Gesellschafter und Stadträte zu gegebener Zeit beschließen. Seidl räumte ein, dass nicht alle Gesellschafter uneingeschränkt einverstanden waren mit Schmids Arbeit. Sie selbst sei hinsichtlich des Tagungsgeschäfts anderer Meinung: Während Schmid für das Neugeschäft mit Tagungsveranstaltern einen zusätzlichen Mitarbeiter, also auch weiteres Geld für nötig hält, sieht Seidl dafür keine Chance.
Schmid äußerte zwar Verständnis dafür, dass der Aufsichtsrat angesichts der nötigen Veränderungen den Rücken frei haben will. Und wenn die Bedingungen passen, will sich der 58-Jährige vielleicht auf eine neue Chefstelle bewerben. «Denn ich habe einen guten Job gemacht», wie Schmid sagte. Er habe Prolindau von Verlusten befreit und schreibe schwarze Zahlen. Er habe das Unternehmen neu strukturiert, und die Gästezahlen seien so hoch wie noch nie in Lindau. Trotz der alten Inselhalle habe er jedes Jahr vier bis fünf neue Tagungen auf die Insel gelockt. Schmid kritisierte zugleich die «Mängelverwaltung» bei Prolindau, das mit engem Budget und der gleichen Mitarbeiterzahl wie 1997 eine Unmenge zusätzlicher Aufgaben erledige.
