Die Namen vom Meister des Gruselkinos Alfred Hitchcock und vom Schauspiel-Entertainer Ingolf Lück sorgten im Theater in Kempten für ein ausverkauftes Haus. Mit der Kriminalkomödie 'Die 39 Stufen' nach dem gleichnamigen Hitchcock-Thriller von 1935 als Gastspiel vom Theater am Kurfürstendamm Berlin fühlte sich dann auch die Mehrzahl der Besucher gut unterhalten, wenn vielleicht auch nicht alle Krimi-Erwartungen erfüllt wurden.
'Liebe Zuschauer, schnallen sie die Sicherheitsgurte an', verkündete neben der Handyanweisung eine Off-Stimme, bevor sich der Vorhang öffnete. Rasant ging die auf Tempo getrimmte Inszenierung (ebenfalls Ingolf Lück, zusammen mit Hans Kieseier) in der Bühnenadaption von Patrick Barlow aus dem Jahr 2006 los.
Fulminanter Todestanz
Mister Hannay (Ingolf Lück) wird in einen Mord verwickelt und bekommt den Auftrag, einen Spionagering aufzudecken, um sein Land zu retten. Doch spätestens nach dem fulminanten Todestanz der Agentin Annabella (Nicola Ransom), die mit einem Messer im Rücken auf dem Schoß von Hannay letzte Zuckungen vollführt, welche Hannay mit 'Donnerwetter' kommentiert, ist klar, dass hier eine Parodie auf den frühen Klassiker des Kult-Regisseurs gegeben wird.
Film-Kenner haben mehr Spaß
Ohne den Film zu kennen, hatte man also nur den halben Spaß. Die Schwierigkeit, wilde Verfolgungsjagden, rasche Ortswechsel und die Fülle an Handlung zu bewältigen, meisterte die Regie mittels Andeutungen und Reduktion der Theatermittel mit Bravour. Als Zug dienen Holzkisten, die Reise durchs schottische Hochland wird als Schattenspiel gegeben, das Fenster, durch das beobachtet wird, schwebt aufs Stichwort von der Obermaschinerie herunter. Oder Hannay nimmt das Fenster selbst in die Hand und schlängelt sich hindurch. Eine Hula-Hoop-Reifen-Nummer als Fluchtweg.
Was bleibt, ist also das pure Spiel – das sich auch bei den Mitteln von Travestie, Slapstick, Pantomime und dem Mitsprechen von Bühnenanweisungen bedient – und das war eine Freude.
Neben einem routiniert guten Lück, brillierten die drei anderen Schauspieler, vor allem Alexis Kara und Oliver Dupont, die die beinahe fünfzig Rollen manchmal in Sekundenschnelle wechseln mussten. Im Gegensatz zum spontanen sehr kräftig-fröhlichen Szenenapplaus, fiel der Schlussapplaus recht kurz, aber anerkennend aus.
Ingolf Lück