Zu den herausragenden sommerlichen Musikereignissen in Marktoberdorf zählt die 'Serenade im Schloss', zu der jedes Jahr die Rotarier einladen. Sie unterstützen damit die Teilnahme zweier Nachwuchskünstler an der internationalen Sommerakademie 'for young artists'. Einmal mehr ließ sich das Publikum im voll besetzten Konzertsaal der Musikakademie bezaubern von der Anmut und frühreifen Ausdruckskunst der jungen Hochbegabten.
Perlende Klarheit
Tatsächlich hielt es den Atem an beim Auftritt der jüngsten Teilnehmerin, der 13-jährigen Marya Tikhomirova aus St. Petersburg, die mit ihrem blauen Kleid samt Schleife einem Gemälde von Edouard Manet entsprungen schien. Mutter und Großmutter waren mit der jungen Pianistin angereist, die ohne jede Irritation mit hinreißender perlender Klarheit sowie drängendem Druck der linken Hand einen ganzen Beethoven-Konzertsatz vortrug. In Violetta Khachikian hatte sie freilich eine perfekte Dozentin, die 2004 als junge Wunderpianistin erstmals hier auftauchte. Jetzt übernahm sie am zweiten Flügel den bravourösen Orchesterpart.
Erneut konnte die Musikakademie mit ihren beiden Steinway-Flügeln auftrumpfen. Auch beim St. Petersburger Nachwuchsduo des 14-jährigen Vladislav Fedorov und der 16-jährigen Alina Fedoseeva mit ihrem brillant gespielten 'Scaramouche', jener Aufschneiderfigur der venezianischen Commedia dell’arte. Doch ging es im diesjährigen Programm weniger um jugendliche Artistik als um das Gestalten gehaltvoller Musik.
Hier faszinierte das Klaviertrio 'Gaspard' mit einem traumhaft ausgeleuchteten Dvorak-Satz. Kein Wunder, dass es jüngst den ersten Preis beim Wiener Haydn-Wettbewerb holte und hier das Kammermusikangebot des Sommerkurses nutzt.
Gespenstische Dramatik
Einfühlsam spürte auch der 23-jährige Moskauer Iliya Kondratjev der gespenstischen Dramatik von Schuberts 'Erlkönig' nach in der virtuosen Klavierfassung von Liszt. Im Mittelpunkt stand neben Cello und Bratsche wieder die Geige mit der 16-jährigen Koreanerin So-Yeon im, die jetzt ihre Studien in Berlin fortsetzt und einen virtuos flirrenden Sarasate-Tanz hinlegte.
Zum wiederholten Male kam die jetzt 20-jährige St. Petersburgerin Olga Artjugina in die Bayerische Musikakademie nach Marktoberdorf. Neben dem wunderbar aufblühenden Mozart-Klavierpart des russischen Klavierbegleiter-Meisters Evgeni Sinaiski entfaltete sie mit ihrer Geige einen klassisch kostbaren Mozart-Ton von bestechender Schönheit.