Startseite
Icon Pfeil nach unten
Welt
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

In der Verbandskläranlage in Thanners erfüllen Taucher eine gefährliche und unappetitliche Mission

Spezialeinsatz

In der Verbandskläranlage in Thanners erfüllen Taucher eine gefährliche und unappetitliche Mission

    • |
    • |
    In der Verbandskläranlage in Thanners erfüllen Taucher eine gefährliche und unappetitliche Mission
    In der Verbandskläranlage in Thanners erfüllen Taucher eine gefährliche und unappetitliche Mission Foto: Riccarda Gschwend

    "Für uns ist das Allerwichtigste: Ruhe bewahren." Michael Lorenzen ist Berufstaucher aus Norddeutschland und arbeitet zurzeit mit seinen Kollegen in Thanners bei Immenstadt. Ihre Mission ist gefährlich und nicht gerade appetitlich: Sie säubern den Faulturm der Verbandskläranlage des Abwasserverbandes Obere Iller (AOI) von Ablagerungen. Gestern, erzählt Lorenzen, sei er in eine kritische Situation geraten: Ein kiloschwerer Zopf habe ihn während seines Tauchgangs niedergedrückt. Ein Zopf? Josef Schmid von der Kläranlage erklärt, was gemeint ist: Obwohl die Masse im Faulturm bewegt wird und Stücke wie Haarknäuel und Damenbinden vorher zerkleinert werden, verzopfen die organischen Teile mitunter, das heißt, sie fügen sich zu Brocken zusammen. Was klingt wie frisch aus einem Horrorfilm, ist für die Taucher von der Spezialfirma S. Richter aus Hamburg Alltag. Michael Lorenzen hat, wie er erzählt, Ruhe bewahrt und seinen Auftrag zu Ende geführt. Nach insgesamt 2,5 Stunden ist er wie immer an die Oberfläche gekommen, wurde von seinen Kollegen mit Wasser abgespritzt und hat sich dann zurückgezogen, um sich von den mentalen und körperlichen Strapazen zu erholen. Sicherheit wird groß geschrieben

    Während Lorenzen erzählt, befindet sich einer seiner Kollegen gerade im Turm. Er sieht nichts, auch eine Lampe könnte die Dunkelheit nicht durchdringen. Vorher hat er die Pläne genau studiert - er weiß deshalb, wo der Ausstieg ist, wo sich welche Einbauteile befinden und wo sehr viele Ablagerungen sind. Der Rest ist Erfahrung, Disziplin und Vertrauen in die Sicherheitsmaßnahmen. Sicherheit wird bei der Spezialfirma groß geschrieben. Nicht zuletzt deswegen hat man beim AOI auch beschlossen, extra Fachleute aus Hamburg kommen zu lassen. >, erklärt Josef Schmid. Deshalb brauche man absolute Spezialisten mit Erfahrung.

    Die Taucher arbeiten in 16 Meter Tiefe, in einer 33 Grad warmen Brühe, bepackt mit einer 40 Kilo schweren Ausrüstung, an der Oberfläche herrscht Explosionsgefahr. >, sagt Schmid.

    Anzug komplett dicht

    Die Frage muss natürlich sein: Empfindet man als Faulturmtaucher Angst oder zumindest Ekel? Michael Lorenzen schüttelt grinsend den Kopf. >, sagt er. > Und Angst sei auch kein Thema, denn schließlich >, sondern erst, wenn man als Berufstaucher Fuß gefasst habe. Eines sei klar: >, sagt Lorenzen nüchtern. Was auf jeden Fall dazugehöre, ist Disziplin. Dass man etwa eine Stunde vor einem Tauchgang nichts isst und trinkt und sowieso keinen Alkohol anrührt, sei selbstverständlich.

    Aber es gebe auch schwierige Situationen, in denen man die Zähne zusammenbeißen muss: Der Schweißtropfen, der an der Stirn kitzelt und man kann sich stundenlang lang nicht kratzen - das ist eine Vorstellung, die Michael Lorenzen kurz aus der Ruhe bringt. Und die nicht so abwegig ist: Der Knochenjob im Faulturm kostet jeden Taucher eineinhalb Liter Schweiß pro Einsatz.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden