Wo ist denn hier der angekündigte Fuhrpark mit den vielen Lkw? Auf den ersten Blick erkennt man nicht gleich, dass in der Gaststube der Gaststätte 'Zur Waalnuß' eine ganze Flotte von Lastwagen gewissermaßen 'geparkt'ist. Erst der Blick zur Holzdecke des urigen Raumes offenbart die Sammelleidenschaft von Gastwirt Jakob Kirchdorfer in voller Pracht: Über 300 "Mini-Trucks" sind in Reih und Glied an den Längsbalken in der gesamten Stube zu bestaunen. Dort hat der Wirt aus Waal, der den meisten unter seinem Spitznamen Jack bekannt ist, die kleinen Werbefahrzeuge dicht an dicht in ihrer Originalverpackung - ohne diese verlieren die Modelle, erst einmal eingestaubt, rasch an Wert - aufgehängt, um sie vor allem seinen Gästen zu präsentieren.
Von denen hat der 51-Jährige nämlich die meisten der Miniatur-Fahrzeuge - rund 100 weitere lagern noch in Kartons - im Laufe der Jahre geschenkt bekommen. "Wenn sie die Sammlung sehen, fragen Gäste ab und zu, ob sie auch dazu beitragen und Trucks mitbringen dürfen. Da habe ich natürlich nichts dagegen", erklärt Kirchdorfer, der selbst 2002 mit dem Sammeln der kleinen Lkw im klassischen H0-Maßstab 1:87 begonnen hat. Damals habe dieser Trend floriert. "Man hat sie laufend irgendwo als Werbegeschenke bekommen", erinnert sich der Wirt - überwiegend beim Getränkekauf.
Daher sind auch hauptsächlich Brauereien und Getränkeerzeuger - vor allem die knallroten Klassiker von Coca-Cola oder eine ganze Serie von tiefgrünen Bitburger-Lastwagen fallen ins Auge - bei der Truck-Armada an der Stubendecke vertreten, hier und da findet sich auch ein anderer Industriezweig.
Auf ein Unikat ist Kirchdorfer, der glühender Anhänger der Fußballer vom TSV 1860 München ist, besonders stolz: Ein Bekannter hat ein Modell mit Aufklebern des Vereins bestückt und zu einem echten Hingucker im Münchner Löwen-Design gestaltet, der über der Theke thront.
"Den Truck gibt es nur einmal, das ist mein Lieblingsstück", sagt der Sammler und räumt weiter - etwas kleinlaut - ein: "Es gibt auch einen FC Bayern-Truck, den hat ein Stammgast irgendwann mitgebracht, um mich zu ärgern." Dem Spender zuliebe habe er den Lkw mit dem Logo des großen 1860-Stadtrivalen auch in die Sammlung aufgenommen "aber der hängt irgendwo hinten ganz versteckt."
Hin und wieder kämen auch Leute ins Gasthaus, die die Mini-Lastwagen tauschen wollen. "So kommt man auch an neue Modelle. Auf Tauschbörsen wie manch anderer Sammler tummle ich mich aber nicht, da verlasse ich mich schon auf meine Gäste als Truck-Lieferanten", sagt Kirchdofer. Zuletzt seien allerdings "eher weniger" neue Stücke hinzugekommen, weil das Sammel-Fieber um die kleinen Brummis etwas abgeebbt sei.
Platz genug ist an den Holzbalken jedenfalls noch, um den Fuhrpark weiter auszubauen. "Von mir aus können noch gerne 200 Stück dazukommen", meint Kirchdorfer. Vielleicht werden es irgendwann so viele Mini-Trucks sein, dass man beim ersten Blick in die Gaststube nicht an der Sammlung vorbei schauen kann.