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Im Allgäu gibt es Immer weniger Wiesen, dafür mehr Maisfelder

Landwirtschaft

Im Allgäu gibt es Immer weniger Wiesen, dafür mehr Maisfelder

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    Im Allgäu gibt es Immer weniger Wiesen, dafür mehr Maisfelder
    Im Allgäu gibt es Immer weniger Wiesen, dafür mehr Maisfelder Foto: Jörg Schollenbruch

    Wo vergangenes Jahr noch Kühe grasten, wächst jetzt der Mais. Ein Riesenfeld, so weit das Auge reicht. "Grünlandumbruch" nennen Fachleute das, was hier passiert ist: Die Wiesen sind umgeflügt worden, Mais wird hier jetzt angebaut. Er landet zum weitaus größten Teil in Biogasanlagen, wo er zu Strom gemacht wird.

    Wegen der Einspeisevergütung im Zuge des Erneuerbaren Energien-Gesetzes (EEG) könne man mit einer Biogasanlage derzeit mehr Geld verdienen als mit der Milchproduktion, erläutert Helmut Mader, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Unterallgäu. Martin Hecht vom bayerischen Landwirtschaftsministerium nennt konkrete Zahlen: Bayernweit hat die so genannte Dauergrünlandfläche zwischen 2005 und 2010 insgesamt um 2,82 Prozent abgenommen. Im Regierungsbezirk Schwaben lag der Rückgang im selben Zeitraum bei 3,85 Prozent.

    Regional ist die Entwicklung äußerst unterschiedlich: Während die Wiesenfläche beispielsweise im Oberallgäu insgesamt sogar zunahm, ist das Minus im Unterallgäu mit 7,8 Prozent innerhalb von sechs Jahren beträchtlich.

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    Von einem > spricht der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Neue Maissorten könnten jetzt auch dort angebaut werden, wo dies früher unrentabel war - beispielsweise wegen des Klimas, erläutert Ralf Hotzy vom LBV. Der Trend zum Grünlandumbruch mache auch vor ökologisch wertvollen Niedermoor-Standorten nicht halt.

    Die Folge: Die Artenvielfalt in der landwirtschaftlichen Feldflur geht weiter zurück, wie der Bund Naturschutz (BN) bemängelt. >, schildert BN-Agrareferentin Marion Ruppaner. Der Grünlandumbruch führt zudem zu einem schlechteren Hochwasserschutz, weil Grünland mehr Wasser aufnimmt als beispielsweise ein Maisfeld.

    Ebenfalls eine Folge ist die Bodenverdichtung vor allem durch das Befahren der Felder mit schweren Maschinen.

    Der aus dem Unterallgäu stammende Bodenwissenschaftler Professor Franz Makeschin von der Universität Dresden sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch: Das Hauptproblem sieht er allerdings nicht im Maisanbau an sich. Vielmehr sei es generell fragwürdig, Lebensmittel für die Energieerzeugung zu produzieren. Die Bauern sollten angemessen für die Lebensmittelproduktion entlohnt werden. In Baden Württemberg erwägt der neue Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) ein generelles Grünland-Umbruchsverbot.

    Der Trend hin zu immer größeren Biogas-Anlagen für die Stromproduktion wird auch von vielen bäuerlichen Familienbetrieben kritisch gesehen: Es komme zu einem regelrechten Verdrängungswettbewerb, weil die Energierohstoff-Produzenten die Pachtpreise fürs Land hochtreiben.

    Das Thema hat auch die Ostallgäuer CSU beim letzten Bezirksparteitag zur Sprache gebracht und in einem Antrag gefordert, das bei der Förderung kleine und dezentrale Anlagen bevorzugt werden. Der Antrag wurde angenommen.

    Der Unterallgäuer BBV-Geschäftsführer Mader will den Maisanbau nicht generell verdammen. >, sagt er - beispielsweise nicht an Hängen wegen der Bodenerosionsgefahr oder in ökologisch wertvollen Feuchtgebieten (Halbmoor-Standorten).

    Außerdem erinnert Mader daran, dass beispielsweise im Unterallgäu der Anteil der Ackerfläche an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche heute bei 33 Prozent liegt, 1937 seien es 44 Prozent Ackerfläche gewesen.

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