Paukenschlag in Igling: Bürgermeisterin Christl Weinmüller hat gestern ihren Rücktritt erklärt. Sie will ihr Amt am 31. Juli abgeben. Als Grund nennt sie in einem Schreiben an die Gemeinderäte die politische Entwicklung in der Gemeinde, die ihr eine gute und konstruktive Zusammenarbeit nicht möglich mache. 'Der Entschluss ist lange gereift', sagte sie gestern gegenüber unserer Zeitung.
Es waren große Erwartung, die im Jahr 2008 in Igling an die Wahl Weinmüllers geknüpft wurden. Unter ihrem Amtsvorgänger Herbert Szubert waren im Gemeinderat häufig Konflikte ausgetragen worden. Das sollte sich ändern. Und so lautete das Motto der 54-Jährigen und der Dorfgemeinschaftsliste, die ihre Kandidatur unterstützte: 'Wir ziehen an einem Strang'.
Doch davon ist heute nichts mehr übrig. 'Unsere Energie geht in die Konflikte und nicht in die Arbeit des Gemeinderats', sagt die Bürgermeisterin. Die Chance, dies zu ändern, sieht sie nicht. Daher habe sie sich entschlossen, von ihrem Amt zurückzutreten.
Die Gemeinderäte wurden gestern via Post über den Rücktritt informiert. In der Bekanntmachung der nächsten Gemeinderatssitzung ist unter Tagesordnungspunkt eins 'Rücktritt der ersten Bürgermeisterin der Gemeinde Igling' zu lesen. 'Die Entscheidung ist zu respektieren', sagt ihr Stellvertreter Günter Först. Er war 2008 der unterlegene Kandidat. Vom Schritt überrascht waren wohl die wenigsten, wie die Nachfrage bei einigen Gemeinderäten ergab. Zu häufig seien Bürgermeisterin und Räte in den vergangenen vier Jahren gegenteiliger Auffassung gewesen.
Zuletzt verließ Richard Lang – er ist Mitglied der Dorfgemeinschaft – sogar die Sitzung, nachdem ihm die Rathauschefin in der Debatte über die Nahwärme das Wort entziehen wollte. Die Gründe für ihre Entscheidung sind vielfältig, sagt Weinmüller, wollte sich gegenüber unserer Zeitung aber nicht näher dazu äußern. In der Diskussion über die Nahwärme und die Gründung einer GmbH Anfang Mai war ihr von einigen Gemeinderäten vorgeworfen worden, dass bei etlichen Projekten über Wochen und Monate auf der Stelle getreten werde.
Ihren Unmut hatten die Gemeinderäte bereits im August 2011 in einem Brief an die Bürgermeisterin geäußert. Sie sei nicht teamfähig, treffe einsame Entscheidungen und schiebe getroffene Beschlüsse auf die lange Bank. Verärgert hatte sie die Ratskollegen kurz zuvor, als sie Anträge und Nachfragen aus dem Protokoll streichen ließ.
Geschäftsstellenleiter Patrik Piller hatte das Protokoll daraufhin nicht unterschrieben.
Wie geht es in Igling weiter? Wie Andreas Graf von der Rechtsaufsicht im Landratsamt sagt, entscheidet nun der Gemeinderat über den Rücktritt. Gründe für ihren Schritt müsse die Bürgermeisterin seit einer Gesetzesänderung im März nicht mehr nennen. Danach müssen Neuwahlen angesetzt werden. Graf geht davon aus, dass die im September stattfinden. Bis dahin führe Stellvertreter Först die Amtsgeschäfte. Der neu gewählte Bürgermeister bleibt laut Andreas Graf, wie in Landsberg und Kaufering, bis 2020 im Amt.
Die Gemeinderatssitzung findet am Mittwoch, 30. Mai, um 19.30 Uhr im Feuerwehrhaus statt. Weitere Themen sind unter anderem die Nahwärmeversorgung n der Gemeinde Igling, die Festlegung der Rechtsform für ein gemeindliches Unternehmen, die Änderung der Geschäftsordnung des Gemeinderates sowie Anschaffungen für die Feuerwehren Igling und Holzhausen.