Kennen Sie Hyazinth Wäckerle? Sie meinen, Sie haben diesen Namen schon einmal gehört oder gelesen? Hier eine kleine Hilfe. Vielleicht kennen Sie Lieder wie "Hei, grüeß di Gott Ländle", "Sing zwischbenei a Liadle" oder "Koi Schrittle, koi Trittle". All diese Texte und viele mehr stammen von Hyazinth Wäckerle, und wohl keine Gesangsgruppe weit und breit, die etwas auf sich hält, kommt ohne Lieder von Hyazinth Wäckerle aus. Wäckerle hieß eigentlich Joseph Fischer. Er lebte von 1836 bis 1896, wurde in Ziemetshausen bei Krumbach geboren und hätte am 16. Mai seinen 175. Geburtstag feiern können.
Es war im Oktober 1855 als ein gewisser Joseph Fischer in Waltenhofen (Oberallgäu) beim Schulleiter anklopfte, um für 50 Gulden Jahresgehalt als Schulgehilfe seine Arbeit als Lehrer aufzunehmen. Hilfslehrer war er also, und der Schulleiter des Ortes hatte für seine Unterkunft und Verpflegung zu sorgen. Wieviele Kinder Fischer zu unterrichten hatten, wissen wir nicht genau, es dürften zwischen 60 und 90 Schülerinnen und Schüler in der Klasse gesessen sein.
Was wir aber wissen: Die > - das war damals noch der Ortspfarrer - war von seinem Fleiß und seinen pädagogischen Fähigkeiten angetan. Auch fügte der Pfarrer hinzu, dass Joseph Fischer sich stets gerne und freiwillig weiterbildete.
Wie kam er zu dem Namen Hyazinth Wäckerle? >, könnte man frei nach Goethe sagen, denn Joseph Fischer war zum einen ein Lehrer, dem sein Beruf Freude bereitete, er liebte aber auch die Musik und die Mundart. Das war freilich bei seinen Vorgesetzten nicht allzu gerne gesehen. Ein Lehrer, der viel dichtet: Kann das ein guter Lehrer sein?
Joseph Fischer ging dieser Frage auf einfache Art aus dem Weg: Er veröffentlichte seine Gedichte eben unter einem Pseudonym und nannte sich Hyazinth Wäckerle. Insgesamt scheint sich Fischer in Waltenhofen recht wohlgefühlt zu haben.
Doch da seine guten Leistungen bis nach > durchgedrungen waren, ereilte ihn bereits im Februar 1858 der Ruf seiner einstigen Ausbildungsstelle, des Schullehrerseminars in Lauingen. Dort bekam er die Aufgabe, die neuen Zöglinge bei ihren ersten praktischen Versuchen in der Schulstube zu unterstützen. Übrigens: Joseph Fischer schrieb auch pädagogische Bücher, doch auch hier verbarg er sich bei einigen hinter einem Pseudonym. Es lautete Quintus Fixlein II.
In Kaufbeuren findet er auch sein >
Mit der Beförderung nach Lauingen kehrte Joseph Fischer dem Allgäu nicht für immer den Rücken, denn im Jahre 1865 wurde ihm in Kaufbeuren die Stelle eines Lehrers in Verbindung mit dem Amt des Chorregenten übertragen. Dies scheint nun eine sehr glückliche Verbindung gewesen zu sein, denn neben der Tätigkeit in der Schule gehörte seine große Liebe der Musik.
Dass er mit dem Amt des Chorregenten auch die finanziell schwache Situation eines Lehrers in der damaligen Zeit etwas aufbessern konnte, liegt auf der Hand und war sicher auch ein Grund dafür, dass er gerade in diesen Jahren Gedichte voller Freude und positiver Grundeinstellung schrieb. Nun konnte er frei von jedem Zwang und jeder strengen Gängelung eines Seminarlehrers sich seiner pädagogischen Tätigkeit widmen und darüber hinaus auch in das gesellschaftliche Leben der Stadt eintreten.
Es gab aber einen weiteren Grund warum sich Joseph Fischer - oder sagen wir vielleicht lieber Hyazinth Wäckerle - in dieser Zeit besonders wohlfühlte. In Kaufbeuren lernte er sein > Anna Philomena Schmid kennen und führte sie im April 1868 in der Martinskirche zum Traualtar. Kurz zuvor hatte er in seinen Gedichten immer wieder in liebevollen Versen über sein > geschrieben.
Deshalb soll auch eines der innigsten Gedichte den Schluss bilden:
Koi Schrittle, koi Trittle
beim Tag, bei de Nacht,
wo i an mei Schätzle
it tausedmal dacht.
Ja, dSonna mueßs wisse
der Mond und die Stern,-
s könnt s Herzle verspringa,
so hau i di gern.
Koi Wünschle, koi Guatsle
behalt i für mi ,
und alle Vaterunserla
bet i für di.
Joseph Fischer alias Hyazinth Wäckerle wie ihn Anton Seethaler malte. Repro: König