Die Kalkulation der Hotels für das Jahr 2010 wäre im Eimer. So lassen sich die Befürchtungen von Allgäuer Hotellerie, Industrie- und Handelskammer und Tourismusverband salopp zusammenfassen. Denn die schwarz-gelbe Koalition in Berlin diskutiert darüber, den zu Jahresbeginn gesenkten Mehrwertsteuersatz für Hotels wieder von sieben auf 19 Prozent anzuheben (wir berichteten).
"Das wäre fatal", sagt Cornelia Berwanger vom Hotel- und Gaststättenverband im Oberallgäu. Sie wisse, dass die Belegungszahlen bei einigen Kollegen durch die Krise schwer zurückgegangen seien. Die Entlastung habe ihnen wieder Luft verschafft. "Andere haben ihre Preise eingefroren, statt sie zu erhöhen, was sonst notwendig gewesen wäre", sagt Berwanger weiter. Außerdem hätten viele Hotels investiert, wovon der Gast profitiere. In ihrem Hotel in Obermaiselstein beispielsweise sei ein neues Frühstücksbuffet eingebaut und die Zimmer renoviert worden. Kosten: über 200000 Euro. Außerdem habe sie zwei neue Mitarbeiter eingestellt. "Das konnten wir nur machen, weil wir wussten, dass die Mehrwertsteuersenkung kommt", sagt Berwanger. Sollte die Steuer wieder steigen, würde die Kalkulation nicht mehr stimmen.
Diese Gefahr sieht auch Allgäu-Marketing-Geschäftsführer Bernhard Joachim. Eine Umfrage des Tourismusverbands habe bestätigt, dass zahlreiche Hotels Investitionen fest eingeplant hätten. Im Falle einer neuen Anhebung des Steuersatzes sieht er die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Hotels in Österreich in Gefahr.
"Wir sind mit dem niedrigeren Steuersatz wettbewerblich auf einer besseren Ebene", sagt auch IHK-Regionalgeschäftsführer Klaus Fischer. Der Satz sollte in seinen Augen beibehalten werden. "Denn viele Hotels haben auf geplante Preiserhöhungen verzichtet oder ihr Angebot verbessert." Die neue Diskussion schadet Fischers Meinung nach der Glaubwürdigkeit der Politik. Schließlich habe sich die wirtschaftliche Lage in den vergangenen Monaten nicht entscheidend geändert.
Preissenkungen wieder aufheben
"Wenn man den Satz jetzt wieder erhöht, kann ich nicht mehr an unsere Gesetzgeber glauben", stößt Ludwig Gehring vom Hotel- und Gaststättenverband im Westallgäu ins selbe Horn. Schließlich müsse ein Hotel langfristig planen. "Ich bin keine Tankstelle, die ihre Preise jeden Tag ändern kann", ärgert er sich. Er selbst habe die Preise in seinem Lindenberger Hotel zwischen acht und neun Prozent gesenkt. Das müsste er wieder rückgängig machen, wenn die Politik umschwenkt.