Eine Rede will Herbert Paetzold heute um 19.30 Uhr im Flötenhof keine halten. Stattdessen lässt der 68-Jährige in Ebenhofen, wie schon so oft, die Flöten sprechen. Und stößt mit den Besuchern ab 18.45 Uhr bei einem Glas Sekt auf ein besonderes Jubiläum an. Wie berichtet, organisiert er heute das 250. Flötenhof-Konzert. Der Name des 1984 gegründeten Kammermusik-Vereins Flötenhof e.V. ist dabei Programm: > ist das Jubiläumskonzert betitelt.
Blockflöte kein Spielzeug, sondern wichtiges Soloinstrument
Womit wir bei einem Vorurteil wären, mit dem Paetzold kämpft. Obwohl er Humor hat und wirkt, als ob ihn nichts aus der Ruhe bringen könnte, scheint es ihn zu ärgern, wenn die Blockflöte als > oder > verunglimpft wird. Die Blockflöte sei in der Renaissance sogar mit der menschlichen Stimme gleichgesetzt worden. >
Apropos Barock: Zu Paetzolds Konzerten strömt nicht gerade der Mainstream. Vielmehr ist es ein eher spezielles Publikum, das er anzieht. Dabei ist die Musikauswahl vielschichtig. Bei Sonderkonzerten lässt er schon mal flotte südamerikanische Gitarrentangos erklingen. Und sein Begriff von > beinhaltet auch Romantik und Klassik und ist entsprechend weit gefasst.
Das Besondere ist, dass die Musik so klingen soll wie damals im Fürstensalon: Er schwört auf eine möglichst originale Umsetzung mit Originalinstrumenten wie Traversflöte oder Barockfagott, die auch er beziehungsweise seine Frau Christina beherrschen.

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Ehrenmitglied seines Vereins ist Angela Fürstin Fugger von Glött. Das geht auf die Gründungsjahre Anfang der 80er Jahre im Unterallgäu zurück, wo Paetzold zuvor lebte. Damals bespielte er unter anderem den Zedernsaal im Kirchheimer Fuggerschloss. Der Zuschauerschnitt lag dort bei über 100. Eine Zahl, von der er gegenwärtig nur träumen kann. >, sagt Paetzold. Mit 20 Konzertbesuchern habe er hier angefangen. Inzwischen seien es knapp 60 Besucher. >
Trotzdem trauert Paetzold der Zeit im Unterallgäu, wo er für seine Konzerte Räume anmieten musste, nicht nach. Seit 1999 hat er in Ebenhofen den ganzen Flötenhof unter einem eigenen Dach: seine Werkstatt, den Laden für Instrumente, Seminar- und Kursräume, Gästezimmer und besagten, familiär wirkenden Konzertsaal. 120 der 250 Flötenhof-Konzerte hat er bislang dort beziehungsweise im - größeren - Festsaal in Irsee veranstaltet. Freilich nicht kostendeckend. Mit den Einnahmen kann er die Unkosten nicht bestreiten. Mit den Gagen für seine Musiker müsse er circa 1000 Euro pro Konzert rechnen. Schließlich ziehe deren Renommee auch Besucher bis aus München an. >, erklärt Paetzold, der sich als Idealisten bezeichnet. >
Studium abgebrochen und zum Film gegangen
Ohne seinen Brotberuf, die Tätigkeit als Flötenbauer, könnte er sich dieses freilich nicht leisten. Dabei hatte er selbst mit Flöten früher nicht viel am Hut: Nach einem abgebrochenen Studium der Elektrotechnik landete der aus München stammende Paetzold zunächst bei Theater und Film, erst als Beleuchter, dann als Kameramann. Als solcher wirkte er an Filmen von Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) mit. Die fehlende Anerkennung (> und die > hätten ihm den Job aber verleidet.
Über einen Onkel, einen Blockflötenbauer aus Tübingen, kam er dann 1976 als Autodidakt zum Flötenbau. Geprägt hatte ihn freilich seit der Kindheit sein Interesse für Musik. Wie gern wollte er bei den Hausmusikabenden seines Vaters mitspielen - doch der Familie fehlte das Geld, dem Filius den Klavierunterricht zu bezahlen. Schließlich brachte er sich einfach selbst das Klavierspiel bei.
In seiner Familie ist Paetzold ein Exot: Seine Tochter mache leider nichts mit Musik. Sein Vater wäre aber stolz auf ihn, wenn er noch leben würde, ist er sich sicher. Und er selbst habe sich mit seinem Beruf einen > erfüllt.