Was kinnt as denn no schieners geabe as wie in israr Heimat leabe so Fleackle untrem Himmelszealt die zöllt ma heit zur hoile Wealt. (aus: 'Isa Rötheba' von Kathi Maurus) Röthenbach Sie ist auf ungezählten Festen, Feiern und Jubiläen dabei – und trotzdem nicht anwesend. Die beliebte Heimatdichterin Kathi Maurus sorgt mit ihren Versen in Westallgäuer Mundart seit 60 Jahren mal für Heiterkeit mal für Nachdenklichkeit. Hunderte von Mundartversle hat sie auf Wunsch zu feierlichen Anlässen geschrieben, den handgeschriebenen Text verschenkt. Und immer wieder tauchen auf privaten Feiern ihre Gedichte auf. Mit 15 Jahren entdeckte das Mädchen die Lust am Schreiben und Dichten. Es begann mit Faschingsversle; darin nahm sie die menschlichen Schwächen ihrer Mitschülerinnen in der Nähschule aufs Korn. 'Mein großes Vorbild war Fridolin Holzer', erzählt sie. Die Bücher des bekannten Heimatdichters waren ihre Lieblingslektüre, viele Texte lernte sie auswendig. Holzer, Bürgermeister und Zeitungsverleger, wirkte von 1876 bis 1939 in Weiler im Allgäu.
Vergangene Woche hat die ehemalige Ortsbäuerin (20 Jahre) und Gemeinderätin (zwölf Jahre) das vorletzte große Ehrenamt, den Vorsitz im Heimatverein, übergeben. 'Jetzt gehe ich meinem Hobby nach, dem Schreiben', freut sich die Bäuerin, die heute den 75. Geburtstag im Kreis der Familie begeht, weil sie damit 'den Leuten eine Freude machen will.' Als Heimatpflegerin wird sie weiter wirken.
Bei neun Kindern (zwei Söhne und sieben Töchter) sowie inzwischen 13 Enkelkindern kommt Leben auf den abgelegenen Bauernhof an der Argen, 'in der Höll', wo sie von Geburt an lebt. Der alte Flurname bedeutet: die tiefste Stelle. Doch längst hat 'die Höll' ihren Schrecken als Hort des Verlassenseins verloren. 'Unsere Gäste sagen, das ist das Paradies', erzählt Kathi Maurus. Seit fast 40 Jahren kümmert sie sich mit ihrem Mann Gebhard um Urlauber aus der ganzen Republik, die zu Gast sind, zunächst auf dem Bauernhof in Ferienwohnungen, heute auf einem idyllischen Campinggelände direkt am Hof.
Nicht nur für Kinder, die – selbst noch in dieser Woche – die Ferien im sonnigen Westallgäu bei Pferden, Eseln, Kühen und Hühnern, Katzen und Hunden genießen, ist die Höll der Himmel.
Kathi Maurus liegt der Westallgäuer Dialekt am Herzen, weshalb sie ausschließlich in Mundart dichtet. Oft fallen ihr nachts und am frühen Morgen neue Zeilen ein (auf dem Nachtkästchen liegen immer Zettel bereit), oder auf ihrem Lieblingsbänkle unter einer Fichte am Hang oberhalb des Hofs; dort verbringt sie ihre (wenigen) Mußestunden.
Erst im Jahr 2000 traute sie sich, das erste Büchlein mit dem Titel 'd’Huimat spüre' zu veröffentlichen. Es ist vergriffen.
Mindestens einmal im Monat tritt die Heimatpflegerin auf Mundartveranstaltungen auf und gibt ihre Kunst zum Besten. Die Texte handeln vom Jahreskreislauf, Feiertagen und natürlich von ihrer Westallgäuer Heimat. Ihr Lieblingsthema ist das Weihnachtsfest. Wahrscheinlich, weil sie im Winter mehr Zeit zum Dichten findet.