Die politischen Umwälzungen in der arabischen Welt haben die Zahl der Asylbewerber in die Höhe schnellen lassen. Die Regierung von Schwaben sucht deshalb händeringend nach neuen Unterkünften für geflohene Iraker, Tunesier oder Afghanen.
In Memmingen könnte in einem alten Verwaltungsgebäude der Bahn am ehemaligen Güterbahnhof bald eine Bleibe für rund 30 Flüchtlinge eingerichtet werden. Einer entsprechenden Voranfrage eines privaten Bauwerbers hat die Mehrheit des Bausenats jetzt zugestimmt. Lediglich Professor Dr. Josef Schwarz (CSU) votierte dagegen: 'Die isolierte Lage ist nicht geeignet, um dort Menschen unterzubringen.' Laut der Regierung von Schwaben sind alle Asylbewerberheime voll. Rund 1600 Flüchtlinge seien derzeit in Schwaben untergebracht – Tendenz steigend. Die Stadt Memmingen muss 2,6 Prozent davon aufnehmen, erklärte Thomas Schuhmaier, Leiter des Referats für öffentliche Sicherheit und Ordnung, den Senatsmitgliedern.
Das letzte Asylbewerberheim in Memmingen wurde vor gut zwei Jahren geschlossen: 'Damals waren die Zahlen rückläufig', erklärt Walter Neß vom Ausländeramt auf Nachfrage unserer Zeitung und erinnert an die damalige Unterkunft in der Grönenbacher Straße – unweit der Autobahnauffahrt Süd.
'Trauriges Umfeld'
Der nun angedachte neue Standort am Güterbahnhof 'scheint für ein Asylbewerberheim gut geeignet', sagte Memmingens Hochbauamtsleiter Fabian Damm in der Sitzung. Die Innenstadt sei für die künftigen Bewohner auch zu Fuß gut erreichbar und deswegen 'die Teilnahme am sozialen Leben möglich'. Dem widersprach Stadtrat Schwarz: 'Es ist ein trauriges Umfeld. Keinen von uns würden wir dort hinziehen lassen wollen.'

Über 2.200 Menschen in Asylunterkünften
Flüchtlingssituation: Unterallgäuer Landrat besorgt wegen Stimmung in der Bevölkerung
Dagegen findet Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Pläne in Ordnung: 'Wir haben im Stadtgebiet überall erfolglos nach Unterkünften gesucht. Zudem würde eine Integration in ein Wohngebiet wieder andere Probleme aufwerfen.'
Gleichzeitig wies der Rathauschef darauf hin, dass die Eigentümer das Gebäude am Güterbahnhof noch entsprechend umbauen wollen.
Auch in Mindelheim soll im Frühjahr ein Heim für politische Flüchtlinge entstehen – und zwar im leer stehenden Möbelhaus Wagner in der Allgäuer Straße (wir berichteten). Leider würden sich immer noch Kommunen gegen die Ansiedlung von Asylbewerberheimen sträuben, sagte Landrat Hans-Joachim Weirather gegenüber unserer Zeitung.
Laut Medienberichten beantragten 46 000 Menschen 2011 in Deutschland Asyl – das war der höchste Wert seit acht Jahren.