Mit so viel Gegenwind hatte Christian Schmidt nicht gerechnet, als er am Mittwoch mit seinem Diensthubschrauber in der Kemptener Arikaserne einschwebte. Die Soldaten am Offizierskasino salutierten noch brav mit dem Gewehr im Anschlag. Doch drinnen war es vorbei mit Nettigkeiten. Während der Verteidigungsstaatssekretär noch mit seiner Vergangenheit im Gebirgssanitätsbataillon 8 kokettierte, blies sein Kabinettskollege Dr. Gerd Müller zum Angriff. 'Warum wird in Kempten ein funktionierendes Fachsanitätszentrum aufgelöst und an anderer Stelle mit Millionen Euro Aufwand neu errichtet?', fragte Staatssekretär Müller und meinte: 'Es gibt kein nachvollziehbares Konzept für die fachsanitätsdienstliche Versorgung der Truppe im Allgäu.' Dabei schlug er einen 60-Minuten-Radius um Kempten, in den die Standorte Sonthofen, Füssen, Kaufbeuren, Landsberg und Ulm fallen.
Schützenhilfe bekam Müller von OB Dr. Ulrich Netzer, einst Soldat in der Prinz-Franz-Kaserne: 'Am Haubensteigweg wurden jahrelang Millionen investiert. Die Handwerker sind erst vor drei Wochen abgerückt.'
Laut Kemptens Stadtoberhaupt taugt das ehemalige Lazarett nur zum Krankenhaus: 'Was machen wir mit dem Haus? Private Ärztehäuser haben wir genug.'
Die zweite Breitseite traf Schmidt zum Thema Verkauf der Bundeswehrliegenschaften. Der Staatssekretär hatte erst das Gespräch von BIMA-Chef Jürgen Gehb in Kempten gelobt: 'Daraus stammt der Vorschlag, dass die Kommunen das Erstzugriffsrecht auf die Liegenschaften zum Verkehrswert haben.'
Doch der OB hatte den Vorschlag aus Berlin genau unter die Lupe genommen und entdeckt, dass die Bundeswehr-Grundstücke nur zur Erfüllung von kommunalen Pflichtaufgaben dienen sollen: 'Das sind Kindergärten, Schulen oder Kläranlagen, aber keine Wohnungen und keine Gewerbeflächen.'

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Hier in der Ari aber wolle man keine weiteren Baumärkte und Einzelhandel, sondern heimischen Firmen die Chance geben, sich zu erweitern, betonte Netzer. Er rechnet mit bis zu 20 Jahren, bis die Flächen belegt seien.
Kreiswehrersatzamt macht dicht
Zum Jahresende dichtgemacht werden soll das Kreiswehrersatzamt. Ein Karrierebüro soll laut Schmidt die Rekrutierung übernehmen. Die Soldaten des Gebirgssanitätsregiments 42 'Allgäu' sollen 2014 im Sanitätsregiment 3 in Dornstadt aufgehen. 'Warum sollen wir unsere gebirgsspezifischen Fähigkeiten aufgeben?', wollte Oberstleutnant Kurt Rasch wissen. Vom obersten Bundeswehrsanitäter hatte das Regiment bereits eine Absage erhalten. Hier versprach Schmidt Abhilfe: 'Als Obergefreiter habe ich höchsten Respekt vor der Leistung der Heeresbergführer. An einem Teil in Dornstadt könnte das Edelweiß dranhängen.'