Sie ist eine sehr kleine Abteilung im Kaufbeurer Rathaus, aber seit ihrer Gründung 2001 aus dem (kulturellen) Stadtleben kaum noch wegzudenken, die Kunst- und Projektförderung. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens sprach die AZ mit deren Leiter Günther Pietsch (43) über die Anfänge, die Aufgaben und auch die Grenzen dieser Einrichtung.
Seit zehn Jahren gibt es die Kunst- und Projektförderung in Kaufbeuren. Wie ist diese doch eher ungewöhnliche Einrichtung entstanden?
Pietsch: Dazu muss man wissen, dass die öffentlichen Kulturaktivitäten in Kaufbeuren traditionell anders geregelt sind, als dies in vielen Städten in der Umgebung der Fall ist. Hier bestimmt nicht ein zentrales Kulturamt das Programm, sondern zahlreiche von der Stadt unterstützte Kulturakteure der freien Szene. Für die Vielfalt etwa im Theaterprogramm und auch die politische Unabhängigkeit des Kulturangebots einer Stadt ist unser Weg sicher der bessere. Allerdings gibt es im Kulturbereich auch Aufgaben, die die Stadt selbst regeln muss, vor allem die Bezuschussung von Vereinen oder Aktivitäten. Vor 2001 war die Bearbeitung diese Angelegenheiten mit im Stadtarchiv angesiedelt.
Sie können sich vorstellen, wie verdutzt so mancher Vereinsvorsitzende reagiert hat, wenn man seinen Zuschussantrag ins Archiv weitergeleitet hat Deshalb wurde eine - auch räumlich - getrennte Abteilung unter dem Dach des Wirtschaftsreferats gegründet, die damals wie heute mit 1,75 Stellen ausgestattet ist - mit Rita Schmölz und mir.
Es blieb aber nicht bei der Bearbeitung von Zuschussanträgen?

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Pietsch: Die neue Abteilung war von Anfang an auch dazu bestimmt, Dinge im kulturellen Bereich aufzugreifen, von denen es schon lange hieß: Das müsste man mal anpacken.
Etwa die Ermittlung, welche Aktivitäten und Protagonisten es in der Stadt überhaupt gibt, Besucherzahlen festzustellen und auszuwerten, einen Veranstaltungskalender zu entwickeln - auch um Terminüberschneidungen zu verhindern. Inzwischen sehen wir uns als eine Drehscheibe für die Kultur in Kaufbeuren, als Auskunfts- und Vermittlungsstelle, die den Kulturschaffenden auf ganz unterschiedliche Weise ihre Arbeit erleichtern will.
Die Kunst- und Projektförderung tritt aber auch selbst als Veranstalter in Erscheinung?
Pietsch: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass das andere viel besser können als wir. Aber einige Aktivitäten sind bei uns vielleicht ganz gut aufgehoben. Dazu zählen etwa die Ausschreibung und die Verleihungsfeier des Kaufbeurer Kulturpreises. Die jetzt wieder laufenden Artigen Samstage mit Konzerten am Obstmarkt, die städtischen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem >, Ausstellungen - man denkt immer, dass es im nächsten Jahr wieder weniger werden muss. Aber meistens täuscht man sich da.
Bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes für 2010 im Kulturausschuss des Stadtrates klang auch vonseiten des Oberbürgermeisters durch, dass Ihre Abteilung die Leistungsgrenze erreicht hat. Was nun?
Pietsch: Es wird tatsächlich immer mehr, und das liegt nicht daran, dass unsere Kunden anspruchsvoller würden. Wir arbeiten zumeist mit Ehrenamtlichen zusammen, die ihre Freizeit für die Kultur opfern. Das motiviert natürlich, auch bei der eigenen Arbeit nicht so genau auf die Uhr zu schauen. Aber inzwischen müssen wir - auch im Sinne der Familie - aufpassen, dass wir uns nicht zu viel aufhalsen. Angesichts der öffentlichen Finanzen darauf zu hoffen, dass wir personell aufgestockt werden, ist derzeit illusorisch. Wir versuchen nun, unsere Arbeit effektiver zu gestalten, ohne etwas kaputt zu machen. Auch die Veranstaltungen, bei denen wir mitwirken, werden wir künftig genauer auswählen müssen. Die Arbeit macht mir aber nach wie vor Spaß.
Wie bewerten Sie als profunder Kenner der Kaufbeurer Kulturszene die weitere Entwicklung der Stadt auf diesem Gebiet?
Pietsch: Die Kultur in Kaufbeuren ist geprägt von einer großen Vielfalt. Das ist eigentlich etwas Wohltuendes. Will man sich im weiteren Umkreis kulturell profilieren, muss man Schwerpunkte bilden und massiv Leuchtturmprojekte fördern, wobei diese dann leicht zu Prestigeobjekten werden können. Hier muss die Stadt entscheiden, wo sie hin will - und auch die organisatorischen Strukturen entsprechend gestalten.