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Großer Wechsel bei Dorfwirtschaften

Gastronomie

Großer Wechsel bei Dorfwirtschaften

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    Großer Wechsel bei Dorfwirtschaften
    Großer Wechsel bei Dorfwirtschaften Foto: ja¶rg schollenbruch

    Die Lichter sind aus. Der Goldene Adler in Weitnau hat seit Ende August geschlossen. Der Grund sind 'extrem hohe Ausgaben' für Strom und Heizung. 'Die Kosten haben mich zum Schluss aufgefressen,' sagt der ehemalige Wirt, Bernhard Mayer. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Die Gemeinde Weitnau sucht intensiv. 'Wir haben bereits 7000 Euro für entsprechende Inserate ausgegeben – ohne Erfolg,' sagt Weitnaus Rathauschef Alexander Streicher.

    Damit das Gasthaus im Dorf bleibt, haben im Oberallgäu in den 70er und 80er Jahren Gemeinden stattliche Häuser gekauft und verpachtet. Nicht immer erfolgreich. Das mag daran liegen, dass die Leute weniger oft als früher ins Wirtshaus gehen und auch daran, dass Strom, Öl und Gas riesige Kostenfallen geworden sind. Von mehr als 3000 Euro im Monat, spricht der ehemalige Goldene-Adler-Wirt Mayer. 'Das muss erst einmal erwirtschaftet werden.' Der Weitnauer hat deshalb die Notbremse gezogen, baut jetzt alleine auf seine Metzgerei samt Partyservice.

    Ein Wechsel steht nach fünf Jahren auch im 'Hirsch' in Betzigau an. Martin Straub und Frank Hübner klagen über eine 'sehr hohe Pacht'. Am Monatsende bleibe zu wenig übrig. Gerne hätten sie deshalb auch die gemeindliche Gaststätte in der Kegelbahn übernommen. Den Zuschlag aber bekamen sie nicht. Nun geben sie entnervt auf. Bis Ende Dezember läuft der Hirsch unter ihrer Führung weiter. Dann übernimmt ein anderer. Über den Namen schweigt sich Bürgermeister Roland Helfrich noch aus. Die Erfahrung hat ihn aber gelehrt. 'Einen guten Wirt zu finden, ist schwer.'

    Oft laufen die gemeindlichen Dorfwirtschaften nicht ohne Unterstützung der Kommunen. Zum Erhalt ihres Landgasthofs Sommerau gibt die Gemeinde Buchenberg jährlich einen sechsstelligen Betrag aus. Die Sommerau ist derzeit das einzige große Haus mit Saal und Gästezimmern am Ort. Die Gemeinde hat das Gebäude energietechnisch überprüfen lassen. Jetzt wird an Sparmöglichkeiten gefeilt. Wirt Michael Kramm setzt neuerdings auf einen Biomassebrenner. 'So kann ich jährlich rund 20 000 Euro Ölkosten sparen.'

    Auf Hochzeiten spezialisiert

    4500 Quadratmeter sind in den Sommerau mit ihren 38 Gästezimmern zu heizen. 'Die Übernachtungszahlen steigen stetig,' freut sich Kramm. Alleine mit den Gaststätteneinnahmen käme er nicht auf seine Kosten. 'Es gibt immer weniger Gäste, die zum Essen kommen.'

    Auf Hochzeiten hat sich der Oberallgäuer deshalb spezialisiert. 'Die Nachfrage ist riesig. Wir haben uns in diesem Bereich einen guten Namen gemacht.' Das bestätigt Bürgermeister Toni Barth. Er spricht von einer 'offenen und guten Zusammenarbeit' zwischen Gemeinde und Wirtsleuten – seit nunmehr acht Jahren.

    Erst seit einem halben Jahr führen Marion und Peter Maier das Gemeinschaftshaus Birkenmoos in Lauben. 'Die Wirtsleute schaffen es, das Haus zu beleben,' freut sich Bürgermeister Berthold Ziegler. Es gibt regelmäßig Sportübertragungen, demnächst ein Oktoberfest mit Stimmungsmusik und außerdem täglich zwei günstige Mittagsangebote.

    'Man muss den Gästen etwas bieten, ansonsten läuft es nicht,' sagten die Wirtsleute. Um die Energiekosten im Zaum zu halten, soll demnächst eine neue Heizung eingebaut werden, verspricht der Bürgermeister. Er ist seit 2002 im Amt. Peter Maier ist seitdem der fünfte Pächter des Birkenmoos.

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