Das Bezirkskrankenhaus (BKH) gehört zu Kaufbeuren wie der Fünfknopfturm und das Tänzelfest. Daher verwundert es nicht, dass mehrere Hundert Besucher am vergangenen Samstag den Tag der offenen Tür der Einrichtung besuchten.
Die zahlreichen anwesenden Mitarbeiter hatten sich sichtliche Mühe gegeben, den Festsaal für den großen Tag herzurichten. So hatten sie etliche Schautafeln und Infostände zu den einzelnen Einrichtungen des BKH aufgestellt. Engagiertes Personal stellte sich stets für Fragen zur Verfügung. Den ganzen Tag über fanden zudem Vorträge in der Allgäu Akademie sowie halbstündlich Führungen durch zahlreiche Einrichtungen, etwa die Allgemeinpsychiatrie, die Forensik, die Berufsfachschule oder das Suchtmedizinische Zentrum statt.
Vor allem die Forensik weckte das Interesse der Besucher. In der Abteilung werden psychisch kranke Rechtsbrecher sowie Straftäter mit Alkohol- oder Drogenabhängigkeit betreut. Wer an einer Führung teilnahm, musste (wie jeder Besucher eines Patienten auch) den Ausweis abgeben sowie Handy und Handtasche wegsperren.
Ein Metalldetektor sowie ein durchgehendes Schleusensystem ergänzten die Sicherheitsmaßnahmen.
Vertrauen als Grundsatz
Innerhalb der Einrichtungen erfuhr der Besucher dann vor allem Details über die Arbeit der Stationen. So wird beispielsweise auf eine vollständige Videoüberwachung verzichtet, Vertrauen gilt als therapeutischer Grundsatz. Dennoch gibt es strenge Regeln für die Patienten. Und jede Übertretung hat Konsequenzen. Wiederholungen können zum Abbruch der Therapie führen. Verläuft die Behandlung der Patienten erfolgreich, dann werden sie in einem lang andauernden Prozess ausgegliedert.
Die Gäste nahmen mit sichtlichem Interesse an dem Rundgang teil. 'Unvoreingenommen' seien sie hergekommen, erklärt ein Paar, obwohl das Thema sie 'schon immer interessiert' habe. Die 'gute Führung' habe aber keine Fragen mehr offen gelassen.
Doch nicht nur die Führungen interessierten das Publikum, auch die Vorträge waren gut besucht. Der Fokus lag auf aktuellen Themen, etwa Burn-out, Lernschwierigkeiten, Vorsorgevollmachten oder neuen Suchtgefahren. So berichtete Dr. Kristina Gußmann über die Risiken von Online-Computerspielen wie 'World of Warcraft' oder 'Counter-Strike' und wies auf Warnsignale sowie Therapiemöglichkeiten hin. Auch Drogenabhängigkeit wurde am entsprechenden Infostand mit kreativen Hilfsmitteln wie 'Promillebrillen' thematisiert.
Problematisch sei hierbei oft, dass Betroffene von sich aus keine Therapie beginnen, sondern vom sozialen Umfeld dazu gedrängt werden.
Es handelte sich zwar um den ersten Tag der offenen Tür nach zehn Jahren, doch es gibt bereits Pläne für eine baldige Wiederholung, getreu den Worten des ärztlichen Direktors Dr. Albert Putzhammer: 'Wir wollen offen sein, wir wollen Nähe zeigen.'