'Es ist unsere größte und spektakulärste Produktion', sagt Dieter Semmelmann. Der Geschäftsführer von Semmel Concerts will mit dem Musical 'My Fair Lady' die Allgäuer Freilichtbühne in Altusried 'auch über die Grenzen des Allgäus bekanntmachen.'
Denn: "Sie ist einer der schönsten Freilichtbühnen in ganz Deutschland", so der Veranstaltungsprofi. Und das lässt sich der Konzertveranstalter aus Bayreuth einiges kosten. "Wir haben eine Investitionssumme von über einer Million Euro", erklärt er im Rahmen einer Pressekonferenz in der Cinema Lounge des Hotels Bayerischer Hof in München. Vom 6. Juli bis zum 5. August wird der Musical-Klassiker 'My Fair Lady' mit rund 120 Mitwirkenden sowie dem Chor und dem Orchester der Bolschoi Oper Minsk (Weißrussland) auf der Altusrieder Freilichtbühne aufgeführt. Rund 15 000 Karten wurden bereits verkauft, so dass es nun drei Zusatzvorstellungen im August gibt. Insgesamt rechnen die Verantwortlichen mit rund 30 000 Besuchern. 'Na ja, mit der Produktion haben wir diesmal schon etwas übers Ziel hinausgeschossen', sagt Dieter Semmelmann im Gespräch mit unserer Zeitung.
'My Fair Lady' koste fast das Doppelte wie eine der bisherigen, speziell in Altusried produzierten Operetten: 2008 wurde 'Der Zigeunerbaron' gegeben (neun Aufführungen), 2010 'Der Vogelhändler' (zwölf Aufführungen). Vor allem die Gagen für die Profis vor und hinter der Bühne und das aufwendige Bühnenbild verschlinge einen Großteil. In einem riesigen Grammophon sitze beispielsweise das Orchester.
Seit 2003 arbeitet Semmel Concerts mit der Freilichtbühne in Altusried zusammen und präsentiert neben Operetten auch Konzerte. So treten heuer Andreas Gabalier (9. August), Hubert von Goisern (12. August), die US-Rock-Band Toto (16. August) und die Band 'Gregorian' (18. August) auf.
Die Hauptrollen in 'My Fair Lady' übernehmen Regisseur Ulrich Wiggers (Professor Henry Higgins) und Karoline Goebel (Eliza Doolittle). Prominente Zugpferde sind Tony Marshall (er spielt Elizas Vater Alfred P. Doolittle) und 'Focus'-Herausgeber Helmut Markwort. Wie berichtet musste sich der 75-Jährige überraschaschend einer Herz-OP unterziehen. In einer Allgäuer Reha-Klinik will er sich nun erholen und für sein Musicadebüt fit machen. Markwort soll in elf von insgesamt 15 Aufführungen als Oberst Pickering auf der Bühne stehen.
Gespielt wird die sogenannte Berlinerische Fassung von 'My Fair Lady'. Marshall, der rund 200 Mal den Milchmann Tewje im 'Anatevka'-Musical gab, bereitete sich dafür ganz speziell vor: 'Ich habe mit einem Freund eine Runde durch Berliner Kneipen gemacht. Da lernt man am besten das Berlinerische', verrät der 74-Jährige.
Auch einige Altusrieder wirken mit. Darunter ist etwa Adrian Ramjoué. Der Altusrieder Kulturamtsleiter spielt Professor Zoltan Karpathy und rührte bei der Pressekonferenz kräftig die Werbetrommel für den Allgäuer Freilichtspielort. Die Tribünen-Konstruktion (2500 Sitzplätze) mit dem geschwungenen Holzdach sei 'einmalig in Europa'.
Für Wilhelm Keitel, den künstlerischen und musikalischen Leiter, ist 'My Fair Lady' in Altusried eine 'große Herausforderung'. 'Es ist eine Riesenbühne, die man bespielen muss. Und im Stück gibt es ja viele intime Szenen, die es entsprechend umzusetzen gilt.' Keitel will sich dabei ein klein wenig an den Bregenzer Seebühnen-Operninszenierungen orientieren: 'Unsere Ballszenen in
Ascot haben ein wenig Bregenzer Ausmaß.' Und Regisseur Wiggers will auf der Freilichtbühne mit ihrer Naturlandschaft zeigen, wie Professor Higgins in die natürliche Welt der Eliza Doolittle hineinbricht und dies auch zerstört. Denn: 'Eliza hat am Ende keine Sprache mehr, keine Identität.'
Bei der Festlegung der Proben (ab 9. Juni) stellte übrigens Fußball-Fan Helmut Markwort eine Bedingung: 'Bei EM-Spielen der deutschen Nationalmannschaft wird auf seinen Wunsch hin nicht geprobt', sagt Wilhelm Keitel schmunzelnd.
Karten für 'My Fair Lady' (6. Juli bis 5. August) gibt es in den Service-Centern unserer Zeitung, unter Telefon 018 05/132 132 oder unter 018 05/59 22 00 (Kartenbüro Altusried).